Tag des offen Denkmals diesmal digital: die Hofkapelle Bienstein – eine wechselhafte Geschichte

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Die Hofkapelle wurde um 1860 an die Scheune aus derselben Zeit als ein neugotischer Kapellenbau mit Chorjoch und Apsis im Vierachtelschluss angebaut. Die zwei Eisensprossenfenster im Chor sind heute noch mit ihrer historischen Farbfassung zu sehen. Das abgewalmte Schieferdach hat schlichte Glockenschreiter und einen Spitzhelm in Zierverschieferung.

(Text: Denkmalsliste des Stadt Arnsberg)

Die Hofkapelle Bienstein  –  eine wechselhafte Geschichte

Bevor die heutige Kapelle an dieser Stelle erbaut wurde, stand schon ein sehr altes „Heiligenhäuschen“ auf dem Hof. Von diesem, welches der „Mutter Gottes in der Not“ gewidmet war, berichtet ein alter Zeitungsartikel aus dem Jahre 1886. Bei dem Neubau des Hofes im Jahre 1870 wurde das bedauerlicherweise sehr verfallene Heiligenhäuschen bereits abgerissen. So wurde in den Jahren 1885/86, an der Stelle wo einst die Hofschmiede stand, eine neue würdige Kapelle durch die Eheleute Heinrich Bienstein erbaut. Die alte Hofschmiede hingegen baute man an einer anderen Stelle im Dorf wieder auf.

Am 9. September 1886 weihte der Hüstener Pfarrer Schmidt die Kapelle, unter großer Beteiligung der damaligen Bevölkerung, ein und feierte erstmals die Heilige Messe dort.

Der Altartisch in der Kapelle ist jedoch wesentlich älter als die Kapelle selbst. In dem Tisch befindet sich ein sogenanntes „Sepulcrum“, welches zur Aufnahme von Reliquien dient. Die Steinplatte, welche die Altarnische verschloss, wurde bereits 1645 durch Franz Wilhelm Kardinal von Wartenberg geweiht. Kardinal Wartenberg, der seit 1625/28 Bischof von Osnabrück, ab 13. September 1629 Bischof von Minden und ab 26. Januar 1630 Bischof von Verden war, starb am 1. Dezember 1661. Woher dieser Altartisch stammt und wie er nach Niedereimer gelangte, ist unbekannt. Der Altaraufbau, welcher der „schmerzhaften Mutter Gottes“ gewidmet ist, stammt aus dem Jahre 1886, geschaffen von dem Bildhauer Braun aus Paderborn, und ergänzt den älteren Altartisch.

Lange Jahre hindurch diente diese Kapelle den Einwohnern von Niedereimer als einziger Ort der Anbetung. 1892 gründeten die Bürger des Ortes hier – wie bereits unter Kirche beschrieben –  den Kapellenbauverein. Bis zum Kirchbau vergingen jedoch noch einige Jahrzehnte. Erst am 27. August 1920 erlaubte Paderborn die sonntägliche Feier der Heiligen Messe sowie Trauungen und Taufen in der Bienstein`schen Kapelle. Um allen Kirchbesuchern gerecht zu werden, erweiterte man die Kapelle um einen Teil der angrenzenden Remise. Allerdings war dieses Provisorium nicht von langer Dauer, bereits im Oktober 1922 benedizerte man die neue Kirche.

Der Kirchneubau bedeutete gleichzeitig das Aus für die kleine Kapelle. Vor dem II. Weltkrieg diente sie kurz als Pfarrbücherei. Später nutzte man sie als Jugendraum und zur Versammlung der Kommunionkinder zur Prozession am „Weißen Sonntag“. In den folgenden Jahrzehnten diente sie hauptsächlich zur Unterstellung von Kirchmobiliar während Um- und Neubauten.

Die Aufgabe der Land- und Forstwirtschaft des Hofes Bienstein sowie die Anhebung des Straßenniveaus trugen erheblich zum Verfall der Kapelle bei.

Im Jahre 1984 wurde die Kapelle Bienstein offiziell unter Denkmalschutz gestellt.

Mitte der 1980er Jahre renovierte Familie Bienstein, mit erheblichen finanziellen Mitteln, die Kapelle grundlegend. Nach Vorgaben des Denkmalschutzes stellte man die Kapelle – Mauerwerk, Schieferdach und Fenster – wieder her. In der Maiandacht am 1. Mai 1988 übergab die katholische Kirchengemeinde die Kapelle wieder der ursprünglichen Nutzung. Leider nutzt man, trotz erster Euphorie, die Kapelle heute nur sehr wenig, obwohl jedem – nach Absprache – dieses Gotteshaus offensteht. Neben Besichtigungen der Kapelle bei einer Vielzahl von Dorfrundgängen, öffnete der Arbeitskreis Dorfgeschichte die Kapelle im September 2017 und 2019 auch beim deutschlandweiten Tag des offenen Denkmals.

 

 

 

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