Geschichte Ninive's
Auf dieser Seite wollen wir Ihnen die Geschichte und die Geschichten unseres Dorfes ein wenig näher bringen. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und würden uns über Anregungen und Wünsche ihrerseits sehr freuen.
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Das Schicksal der "Dicken Eiche" (bitte durch anklicken aufklappen)
Am 13. Juli d. Js. jährte sich zum 109. Male der Tag, an dem königlicher Besuch in der Gemeinde Nliedereimer weilte. Es waren König Friedrich Wilhelm IV. und sein Bruder Prinz Wilhelm von Preußen, der spätere Deutsche Kaiser Wilhelm I. Sie befanden sich am 13. Juli 1853 auf einer Fahrt von Soest nach Schloß Herdringen und unterbrachen sie zu einem Abstecher nach Niedereimer. Die Regierung zu Arnsberg hatte der Gemeinde für das Weißen und die Instandsetzung der Fachwerkhäuser an den Straßen, über die die königlichen Gäste fuhren, 50 Taler bewilligt. Von der Friedrichshöhe schauten der König und Prinz mit ihrer Begleitung auf den grünen Bergeskranz ringsum und äußerten ihre Begeisterung über die Schönheit der Landschaft.

Das eigentliche Ziel der Besucher bildete die Dicke Eiche, die drittgrößte Deutschlands, nach den größeren bei Ratibor in Schlesien und in Ibbenbüren. Der Baum war Niedereimers Stolz und eine weitbekannte Sehenswürdigkeit mit einem Alter von 1000 Jahren.
Die Dicke Eiche, die alljährlich Tausende von Naturfreunden anlockte, zeigte seit den 70er Jahren Spuren der Vergänglichkeit. Wiederholt hatte der Blitz den Baum getroffen und ihn um mehr als die Hälfte seiner Rinde beraubt. Deshalb hatte man die entrindeten Flächen des Baumriesen mit Karbolineum gestrichen. Immer noch trieb der zähe Baum grüne Blätter, bis er im Sommer 1918 - wie aus Trauer um die Opfer des verlorenen Weltkrieges - verdorrte.
Der hohle Baum verzeichnete einen Umfang von 9 m und bot einer Schar von 24 Kindern Platz. Von seinem ungewöhnlichen Ausmaß zeugt auch die Feststellung, daß er nach genauer Messung durch Forstmeister Barkhoff zu Beginn der Markenteilung (1822) 64 Festmeter Nutzholz und 20 Festmeter Derbholz (Äste und Zweige) aufwies. (Zum Vergleich: ein 8 m langer Baumstamm von 40 cm Durchmesser ergibt erst 1 Festmeter Holz).
Mit großer Liebe waren die Bewohner besonders von Niedereimer der Dicken Eiche zugetan. Väter und Urväter hatten sich unter ihrer Krone in kühlem Schatten glücklich gefühlt. Deshalb löste das jähe Ende des Baumgiganten allgemein tiefes Bedauern aus. Es war am 23. August 1923, morgens 5 Uhr, als die Feuersirene die Einwohner aufschreckte. Die Dicke Eiche brannte! In lodernde Flammen gehüllt, bot sie einen schaurigen Anblick. Die gewaltigen Äste, von denen jeder die Mächtigkeit eines starken Baumes besaß, und in deren Höhlen Dohlen, Eulen und Spechte nisteten, reckten sich wie Zyklopenfackeln empor. Eineinhalb Stunden später stürzte der ganze Baum in sich zusammen, in diesem Sturz noch krachte die Kraft seines Holzes. Die Asche wirkte als Demonstration der Vergänglichkeit alles Irdischen. Heute kündet nur ein kümmerlicher Rest vom Standort der Dicken Eiche. In der Erinnerung der älteren Generation lebt sie weiter.
Vor 75 Jahren
am 23. August 1923, verbrannte die "Dicke Eiche". Nur das Dorfwappen erinnert noch an den mächtigen Baumriesen.
Der Baum
Am 23. August 1998 kehrte zum 75. Mal der Tag wieder, an dem der einst so mächtige Baumriese, die ,,Dicke Eiche" verbrannte. Wahrscheinlich durch Brandstiftung wurde das einzigartige und weitbekannte Naturdenkmal vernichtet. Über das Alter der Eiche kann wohl niemand mehr Auskunft geben, denn nur wenige Überreste zeugen überhaupt noch von dem Baum. In vielen Beschreibungen wird das Alter der Eiche auf etwa 800 bis 1000 Jahre geschätzt. Sie war um 1923 die drittgrößte Eiche in Deutschland, nach Ratibor in Schlesien und Ibbenbüren.

Oberhalb des Platzes soll angeblich ein Hügelgrab sein. Heidnische Kultstätten und Grabplätze sind vielfach in der Nähe von "Naturdenkmälern" zu finden. Um 900 wurde das Sauerland christlich, Hügelgräber wurden nicht mehr angelegt. Wenn man nun das Hügelgrab und die Eiche in Verbindung bringt, so dürfte die Eiche noch älter gewesen sein. Vielleicht hat aber auch immer wieder eine mächtige Eiche dort gestanden. Doch dieses sind alles nur Spekulationen und können nicht mehr belegt werden. Nach Aussage eines Forstbeamten werden Eichen im Durchschnitt 600 Jahre alt, danach kommt der natürliche Verfall. Jedenfalls war diese Eiche, egal wie alt sie nun auch war, ein mächtiges "Bauwerk". Was sie aber wohl alles im Laufe der Jahrhunderte mitbekommen hat, ist das Wachsen der Dörfer und Städte und die Industrialisierung unserer Heimat. Aber auch viele kriegerische Auseinandersetzungen hat sie miterlebt.
Das Naturdenkmal
Die erste nachweisliche Erwähnung "der Eiche von ungewöhnlichem Ausmaß" findet man in der Markenteilung von 1822. In diesem Jahr führte der Landvermesser Padberg aus Hüsten auf Antrag Niedereimers eine neue Vermessung der Niedereimer Mark durch. Auch die "Dicke Eiche", damals noch mitten im Wald, wurde durch Forstmeister Barkhoff vermessen. Diese Messung ergab 64 Festmeter Nutzholz und 20 Festmeter Derbholz (Äste und Zweige).
Nach Abschluß der Markenteilung von 1845 und der Spezialteilung von 1855 wird auch in den Verträgen die "Dicke Eiche" wieder genannt. So wird unter Androhung einer Konventionalstrafe von 100 Thalern, die den Armen von Niedereimer zufallen sollen, verboten, den berühmten Baum zu fällen oder zu beschädigen. Außerdem ist vom Besitzer ein halber Morgen (1.250 qm) um den Baum freizuhalten und die Benutzung des Fußweges vom Himmeipfortener Weg aus jedem Besucher zu gestatten.
Am 13. Juli 1853 bekommt die "Dicke Eiche" königlichen Besuch. König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen in Begleitung des Prinzen Wilhelm (später Kaiser Wilhelm I.) und des Grafen Otto von Bismarck (später Kanzler) bestaunen den mächtigen Baumriesen. Der König mit seinem Gefolge befindet sich auf dem Weg von Soest nach Herdringen zur Einweihung des umgebauten Schlosses des Grafen von Fürstenberg. Doch bevor der König die Eiche besucht, werden die an der Straße gelegenen Fachwerkhäuser geweißelt und instand- gesetzt. Hierfür hat die Regierung zu Arnsberg eine Summe von 50 Thalern bewilligt.

In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts zeigte der Baum, der viele tausend Naturfreunde und Familien alljährlich anlockte, erste Spuren der Vergänglichkeit. Mehrmals war der Blitz eingeschlagen und hatte viel von seiner Rinde zerstört. Die entrindeten Flächen wurden zum Schutz mit Karbolineum gestrichen. Immer noch trug der zähe Baum sein weites, grünes Laubdach. Aufgrund des schlechten Zustandes versuchte der Besitzer den Baum im Jahre 1875 fällen zu lassen. Ein vom Fiskus (Staat) durch alle Instanzen getriebener Prozeß konnte dieses jedoch glücklicherweise verhindern.
Im Jahre 1876 wurde der Gasthof Schulte an der Wannestraße erbaut. Dieser Gasthof erhielt, wie konnte es anders sein, den Namen "Zur Dicken Eiche". Bekannt waren die guten Waffeln von Schulten. Viele der Besucher des mächtigen Baumriesen stärkten sich vor dem Heimweg mit Speisen oder Getränken aus diesem Hause. Denn jeder Besucher mußte - die Kleinbahn gab es noch nicht - sich zu Fuß auf den Weg nach Hause oder zum neuen Arnsberger Bahnhof machen.
Im Jahre 1910 wurde auch in Niedereimer ein Turnverein gegründet. Schnell war man sich über einen Namen einig. Der Verein erhielt den Namen: Turnverein Dicke Eiche 1910.
Auch für die Schulklassen damals war ein Besuch der "Dicken Eiche" Pflicht. Im Inneren des Baumes war Platz für eine 24köpfige Kinderschar. Der Baum hatte in zwei Meter Höhe noch einen Umfang von neun Metern. (Zum Ver gleich: Die Eiche an der Friedrichshöhe ist ca. 450 Jahre alt und hat einen Umfang von 5,10 Meter.)
Etwa 1913 zeigte der Baum erste nach außen hin auftretende Höhlungen. Der Eigentümer machte den Fiskus als "Beschützer" hierauf aufmerksam und riet ihm, die Höhlung auszumauern, um die Eiche somit vor etwaiger Brandstiftung durch Kinder oder Touristen zu schützen. Aufgrund der damaligen hohen Kosten von 800 - 900 Mark unterblieb dies jedoch. Somit war der Baum immer stärker dem Verfall preisgegeben. Mehr und mehr Äste verdorrten und fielen im Laufe der Zeit ab. Zum Schluß war nur noch ein abgestorbener Baumstumpf mit wenigen trockenen Asten übrig.
Am 23. August 1923 kam es dann zu der vernichtenden Katastrophe. In der Nacht muß sich ein Brandstifter auf den Weg zur Eiche gemacht haben. Um 5 Uhr ertönt das Feuersignal in Niedereimer. Noch ehe die ersten Männer am Spritzenhaus eintreffen, schlagen schon weit sichtbare Flammen aus dem Baum. Der trockene Stamm mit seinen mächtigen Ästen brennt lichterloh. Wie bei einem riesigen brennenden Kamin schlagen die Flammen dem Himmel entgegen. Mit gewaltiger Kraft stürzt nach etwa 2 Stunden ein Ast zu Boden. Durch das Eingreifen der Feuerwehr kann jedoch noch der zweite Seitenast vor dem gänzlichen Verbrennen gerettet werden. Viele Mitbürger und auch die Schulkinder schauen diesem traurigen Spektakel zu.
Die Asche des Baumes verdeutlicht nun allen Besuchern die Vergänglichkeit allen irdischen Daseins. Schon wenige Tage nach dem Brand setzt der geschädigte Gutsbesitzer Franz-Friedrich Bienstein für die Ergreifung des Brandstifters eine Belohnung von 10 Millionen Mark aus. (Diese Belohnung wird die Leser wohl in Erstaunen versetzen, aber die damalige Inflation geht dem Höhepunkt entgegen.) Am 30. August erhöht die Gemeindevertretung diesen Betrag um 20 Millionen Mark auf nun insgesamt 30 Millionen zur Entdeckung des Täters.
Die weitere Entwicklung
Im Dezember 1923 wurde die Niederlegung des Restes der "Dicken Eiche" von der Regierung angeordnet. Sie will - als Beschützer des einstigen Baumriesen - einem etwaigen Unglücksfall durch Niederstürzen, insbesondere des vom Feuer verschonten Astes, vorbeugen. Diesem Wunsch kam der Eigentümer nach. Er stellte den verbliebenen Rest in seinem Garten an der Wannestraße (heute: Wiese der Kirchengemeinde) auf. Dieser "Rest" hatte aber immer noch die Größe eines Baumes: Er war noch ca. 2,50 m hoch und ca. 1,50 m breit. Bis zum Ausbau der Wannestraße/Friedrichshöhe in den 50er Jahren hatte der Ast dort seinen festen Platz.
Am Himmelpfortener Weg hingegen wurde die Stelle, an dem der einst mächtige Baum mit seiner riesigen Krone gestanden hatte, immer kahler. Nur wenige Reste erinnerten noch an die einstige "Dicke Eiche". Schnell begann der Eigentümer mit der Aufforstung dieser Parzelle. Fichten wurden dort gepflanzt und bald erinnerte nichts mehr an den einst so mächtigen Baum. So verlor der einstige Anziehungspunkt der Besucher aus Nah und Fern seine Bedeutung.
Dem Vergessen vorbeugen
Um die "Dicke Eiche" nicht ganz zu vergessen, unterbreitete das Staatsarchiv Münster in seinem Wappen- und Siegelvorschlag im Jahre 1959 folgende Überlegung: Die jahrhundertealte Eiche mit je einem Eimer an der Seite zu versehen, Wappenfarben sollten Silber (=Weiß) und Blau sein. Dieser Entwurf fand jedoch keinen Zuspruch in der Gemeindevertretung. Ein neuer Entwurf mußte her. Auch weitere Vorschläge mit Rehen, Kohlenmeiler oder dem Hl. Stephanus wurden verworfen. Nun wurde vorgeschlagen, das Wappen mit der "Dicken Eiche" sowie einem Wellenband für Ruhr, Wanne- und Kettlerbach zu gestalten. Dieser Entwurf wurde schließlich im Jahre 1962 von der Gemeindevertretung, dem Staatsarchiv und dem Innenministerium angenommen. Von nun an wurde die "Dicke Eiche" wieder ins Gedächtnis der Leute zurückgerufen bzw. neu entdeckt. Alle offiziellen Schreiben erhielten nun wieder ein Bild der Eiche. Die Fahrzeuge der Feuerwehr bekamen das Wappen auf die Türen.

Doch schon 1975, nach nur 13 Jahren, hieß es wieder Abschied nehmen von Wappen und Siegel. Durch die kommunale Neugliederung verlor auch die Gemeinde Niedereimer ihre Selbständigkeit. Für die gesamte Stadt Arnsberg gab es nun nur ein Wappen und zwar den Arnsberger Adler. Um jedoch die "Dicke Eiche" nicht wieder zu vergessen, erhielt, als im Zuge der Neugliederung Straßenumbenennungen erforderlich wurden, der Habichtsweg in Niedereimer den Namen: "Zur Dicken Eiche". An der neuen Bürgermeisterkette wurde eine Plakette angebracht, auf der die "Dicke Eiche" abgebildet ist. In der Halle Friedrichshöhe ist das einstige Gemeindewappen über der Bühne aufgemalt, und auch die ehemalige Gastwirtschaft Schulte an der Wannestraße trug zwischendurch nochmals wieder den Namen "Zur Dicken Eiche". Überall begegnet uns die "Dicke Eiche". Das Wappen mit dem Baumriesen prangt auf der Dorffahne, die St. Stephanus Schützenbruderschaft hat die "Dicke Eiche" auf der neuen Vereinsfahne, ebenso der TuS Niedereimer. Schützenbruderschaft und Musikverein tragen die "Dicke Eiche" als Abzeichen auf ihren Uniformen. Zahlreiche Autofahrer haben den Aufkleber mit dem Wappen von Niedereimer auf ihrem Fahrzeug. Schieferschnitzer Ernst Biernbaum hat die "Dicke Eiche" auf vielen Bildern verewigt, und Vereine und Organisationen verschicken das Wappen und/oder die "Dicke Eiche" auf ihren Briefköpfen in die weite Welt. Die "Dicke Eiche" gehört nach wie vor zu Niedereimer!
Die Erinnerung
Heute kann sich wohl kaum noch jemand an die "Dicke Eiche" erinnern. Nur noch wenige ganz alte Bürger haben diesen Baumriesen gekannt, zu der Zeit, als er vielen Besuchern mit seiner riesigen Laubkrone Schatten spendete und vielen Tieren in seinen Ästen und Höhlungen Schutz vor Wärme und Kälte bot.
Heute, nach 75 Jahren, hat sich vieles geändert. Die Wohnbebauung ist bis auf wenige Meter an den Platz des Baumes herangerückt und für die Wanderer heute ist diese Stelle nichts Besonderes mehr. Obgleich auch die Fichten wieder verschwunden sind, findet man doch nur bei näherem Hinsehen spärliche Überreste der Wurzeln und des Stammes unter Laub und dünner Bodenschicht. Und nur ganz wenige der Niniviten wissen überhaupt, wo dieser Platz ist, so daß in wenigen Jahrzehnten nur noch in einer Sage an die "Dicke Eiche" erinnert werden wird.
Was wäre aber, wenn dieses einzigartige Naturdenkmal noch stehen würde? Hätte man in Niedereimer dann vielleicht regen Fremdenverkehr aus Nah und Fern, wie es damals war? Wären in Niedereimer mehr Gaststätten und sogar Hotels? Das vermögen wir nicht zu sagen. Sicher wäre es aber dann in Niedereimer nicht mehr so ruhig und so idyllisch, wie es heute ist.
Bilder der "Dicken Eiche"
Ein Baum wie ein Riese, vom Mythos der Unsterblichkeit Anfang des letzten Jahrhunderts beraubt - wie sah er denn nun wirklich aus? Wer sich nach den obigen Ausführungen für das Aussehen der "Dicken Eiche" interessiert, der kann sich hier einen Eindruck von unserer "Dicken Eiche" verschaffen, denn es gibt Sie noch - eine Reihe von Erinnerungsfotos gegen das Vergessen. Hier finden Sie Geschichte zum Anfassen oder besser zum Ansehen.
Zum Betrachten der Dia-Show von der "Dicken Eiche" klicken Sie bitte auf das unten stehende Vorschau-Bild. Die Dia-Show öffnet sich in einem neuen Fenster, das sich beim Hineinklicken wieder automatisch schließt.
... Viel Spaß!
(Text und Fotos: Norbert Becker und Detlev Becker)
Das Jahr der Trübsal 1857 (bitte durch anklicken aufklappen)
Es war ein heißer, trockener Sommer gewesen, als fast gleichzeitig an vielen Orten die "rote Ruhr" oder - wie es im Volksmunde hieß - "das rote Weh" zu herrschen begann. Die Krankheit trat zuerst vereinzelt auf, verbreitete sich dann aber sehr schnell. Appetitmangel, Durst, Erbrechen, Durchfall, später täglich über 30 Entleerungen blutig-schleimiger Massen unter heftigen Leibschmerzen, Fieber und Entkräftung waren Symptome der Seuche. Sie schritt von Ort zu Ort, von Haus zu Haus und forderte zahlreiche Opfer. Die ansteckende Krankheit raffte nicht nur Kinder und alte Leute dahin, ihr erlagen auch kräftige Männer im besten Alter. Es fehlte an ausreichenden Ärzten und Pflegekräften. Deshalb rief man im Sauerlande die Klemensschwestern aus Münster zu Hilfe. Aus Furcht vor Ansteckung wurden die Toten so früh wie möglich beerdigt. Ihre Begleitung zu den Friedhöfen war polizeilich verboten.
Auch in Niedereimer forderte die Seuche schwere Opfer. Ihre Zahl wird in privaten Aufzeichnungen mit 30 angegeben, dagegen vermerkt das pfarramtliche Sterberegister der Pfarrei St. Petri in Hüsten (wozu damals auch Niedereimer kirchlich gehörte) 16 Todesopfer aus Niedereimer, die im August und September 1857 starben. Der Tod holte sieben Kinder der Familie Sauerhoff, vier Kinder der Familie Meyer-Kleinschnittger, je ein Kind der Familien Reuther, Schwingenheuer, Voß und Grüne. Außerdem starb eine Frau Maria Holthoff im Alter von 86 Jahren. Überliefert ist nur das Alter von fünf an der Roten Ruhr verstorbenen Kindern der Familie Sauerhoff: Adam war 23 Jahre alt, Anton 18, Zwillinge 13 und Johannes 6 Jahre. Die einzige Tochter der Wwe. Sophia Sauerhoff, die im Siegen an der Oberstraße (heute das Haus Emilie Zander) wohnte, blieb von der Seuche verschont. Wie das möglich war? In Sauerhoffs Hausgemeinschaft lebte auch Frau Sauerhoffs Cousine namens Wulf aus Rumbeck. Sie arbeitete als Näherin viel in Niedereimer. Ihre Nichte, die Tochter Frau Sauerhoffs, weilte in Rumbeck bei Frau Wulf, also bei ihrer Großtante, als die Seuche in Niedereimer wütete. Diesem Glücksumstand hat Tochter Sauerhoff ihre Rettung zu verdanken. Die seltsame Fügung gab der frommen Näherin Fräulein Wulf den Anlaß, wohl gemeinsam mit Frau Sauerhoff, von fleißig erarbeiteten Groschen unterhalb der Schefferei einen Bildstock zu errichten. (Siehe den Bericht "Kreuze und Bildstöcke der Heimat" in dieser Schrift). Die so überlebende Tochter Sauerhoff heiratete später den Bauunternehmer Heinrich Schnettler (und war die Großmutter von Frau Franz Rüther, Küster). Die Familie Sauerhoff stammt von dem Gutshof Sauer in Opmünden bei Soest. Ein Sohn kam von diesem Hofe im Jahre 1813 nach Niedereimer und heiratete hier eine Tochter von Greve (Sinns Hof, heute Franz Glaremin. Siehe den Bericht "Lang, lang ist's her" in dieser Schrift). Frau Sophia Sauerhoff war die Urgroßmutter von Frau Alwine Sauerhoffs Ehemann Fritz, der vor fünf Jahren starb).
Die Seuche hatte eine allgemeine Niedergeschlagenheit ausgelöst; die Arbeit ruhte, das Obst verfaulte auf den Bäumen. Man fürchtete, es zu genießen. In den Orten mit einer Kirche füllten die Gläubigen die Gotteshäuser. Die Männer, Frauen, Jugendlichen und Kinder von Niedereimer pilgerten nach Bruchhausen zur Kapelle von Rodentelgen, deren Schutzheilige, die Märtyrin Lucia, als Patronin gegen das "rote Weh" angerufen wurde. Von Hüsten aus wurde neun Tage lang eine "Gottestracht" zur Gnadenkapelle Rodentelgen abgehalten.
Mitte September begann die Seuche zu erlöschen. Der tiefe Eindruck, den das große Sterben auf die Bevölkerung ausübte spiegelt sich in den Versen des als Vikar von Bäderich bei Werl verstorbener Dichters Peter Soemer:
Ein Engel durch Westfalenland.
Er schwang sie über alt und jung,
Mir graut bei der Erinnerung.
Wie Hagel, dürres Laub und Schnee
So fielen sie am "roten Weh".
Was gestern blüht' in voller Kraft,
Ward heute schon dahingerafft.
Die Mutter, die ihr Kind gepflegt,
Ward mit ihm in den Sarg gelegt.
Manch Haus, das barg der Kinder viel,
Ward kinderlos und öd und still.
Zum Kirchhof fuhr man Sarg auf Sarg,
Die man geschwind im Grabe barg.
Kein Grabgesang, nur Glockenklang.
O, wie das bang zum Herzen drang!
Dazwischen tönte mild und klar
Das Krankenglöckchen immerdar.
Sonst fragt man seinen Nachbarn gern:
"Wem bringt man unsern lieben Herrn?"
Jetzt knieet, was noch knien kann
Und betet still den Heiland an.
O Gott, wie manche Träne floß
Wenn man das Himmelsbrot genoß!
Wie seufzte man so jämmerlich:
O Herr, o Herr,, erbarme dich!
Und siehe, Gott erbarmte sich.
Der Winter kam, die Seuche wich.
Wen sie nicht traf und wer genas,
Die Schreckenstage nie vergaß.
(Text: Historische Quellen, aufgearbeitet von Norbert Becker und Detlev Becker)
Das rote Kreuz von Niedereimer (bitte durch anklicken aufklappen)
Dunkle Wolken verhängen den Mond. Nur hin und wieder fällt sein bleiches Licht zur Erde. Auf der Straße von Niedereimer nach Bruchhausen führt ein Reiter sein Pferd in langsamem Schritt. Merkwürdig, der hochgewachsene Mann auf dem starken Roß meidet die Mitte der Straße. Dort, wo Bäume und Buschwerk die dichtesten Schatten werfen, reitet der Fremde mit allen Zeichen der Bedachtsamkeit. Sein grobgeschnittenes Gesicht trägt einen grausamen Zug. Nichts Gutes scheint dieser unheimliche Reiter im Schilde zu führen. Jetzt lenkt er sein Roß noch hinter den Straßenrand. Mensch und Tier verhalten sich regungslos. Die Wolken ziehen ihren Schleier von der matten Mondscheibe zurück.
Da sieht man: Der Reiter horcht in die Nacht. Das Ohr des Lauschenden vernimmt fernes Hufgeklapper. Es kommt näher. Der unheimliche Fremde duckt sich auf seinem Roß, das unruhig die Nüstern bläht. Das tückisch blickende Auge des Mannes späht die Straße hinunter, dem zweiten Reiter entgegen. Ja, er ist's: der Miterbe eines großen Hofes und Bruder des im Schatten lauernden Mannes. In seiner Vorstellung schaut dieser den prächtigen Hof, den er allein besitzen möchte, sei es auch um den Preis einer ungeheuren Blutschuld. Die Hand faßt die Waffe. Da gibt er dem Pferd die Sporen. Mit einem Satze steht das Roß auf der Straße, dicht neben dem arglosen Bruder seines Herrn. Dieser zückt den Dolch. Der Überfallene wehrt sich. Doch in dem Kampf auf schnaubenden Rossen, Mann gegen Mann, fühlt er seine Kraft erlahmen. Keuchend bietet er seinem Bruder einen Vergleich an, sogar den Verzicht auf das Erbteil. Vergebens! Die flehentliche, in abgerissenen Worten mühsam hervorgebrachte Bitte um Schonung des Lebens rührt nicht das verhärtete Herz. Habgier führt den Mordstahl. Tot sinkt der Bruder aus den Steigbügeln. Sein Herzblut färbt das Kreuz, das just an dieser Stelle seit langem schon den frommen Pilger grüßte.
Auf der Stirn des Brudermörders brennt das Kainszeichen. Die schwere Schuld jagt ihn fort. Gehetzt von der Stimme des Gewissens, flieht er durch die Welt. Dann ereilt auch ihn ein gewaltsamer Tod. Der Mörder wird das Opfer eines Mörders. Doch auch das Grab hält für ihn keine Ruhe bereit. Die Blutschuld treibt die totenbleiche Gestalt wie einen Schatten zum Orte des Verbrechens zurück. Der Schuldbeladene kauert am Boden. Die knöchernen Hände umklammern das Kreuz. Blut klebt an ihnen, Blut des Bruders. Die Augen weiten sich vor Entsetzen in der Erinnerung an die grausige Tat. Ein Stöhnen, unsagbar qualvoll, entringt sich seinem Munde.
Wieder nähert sich ein dunkler Schatten, die Gestalt des unter dem Kreuze Ermordeten. Fahl ist sein Antlitz. Mit einem Blick voll tiefer Trauer umfaßt er die Umrisse des Schattens am Boden. Der Mörder krümmt sich unter der Wucht der stummen Anklage des Bruders. Da schlägt's vom Arnsberger Glockenturme Mitternacht. Nach dem letzten Glockenschlag zerfließen die Schauen am roten Kreuze.
A n m e r k u n g : Die Sage vom roten Kreuz von Niedereimer hat sich einer Begebenheit angenommen, die sich vor ungefähr zweihundert Jahren zutrug. Im Jahr 1753 erschoß Freiherr Wolf von Lüdinghausen, dem das Gut Föchten bei Neheim-Hüsten und weitere Besitzungen bei dieser Stadt gehörten, den Freiherrn von Lilien, der als Besitzer des Gutes Echthausen ein Nachbar des Herrn von Lüdinghausen und Bürgermeister von Werl war. Die Tat geschah nach einer Arnsberger Tagung der Landstände des Herzogtums Westfalen. Der Wille zur Sühne errichtete am Tatort zwei Kreuze aus grün und rötlichem Ampener Sandstein. Eines davon stand rechts an der Straße (in Richtung Bruchhausen gesehen) dort, wo heute vor dem Werksgelände der Hiag die zweite Brücke über den Abzweiggraben der Ruhr führt. Der Sockel dieses Kreuzes war noch um das Jahr 1910 zu sehen. Das zweite Kreuz erhob sich in etwa dreißig Meter Entfernung links von dem Abzweiggraben. Es ist eigenartig, daß zwei Kreuze errichtet wurden. Sie lassen die Vermutung zu, daß die Bluttat in einem Duell geschah und daß die beiden Kreuze den Standort der Duellanten bezeichneten.
Beim Dorfe Niedereimer da steht ein Kreuz von Stein,
Bemoost, mit Brombeer umranket, im Felde am einsamen Rain.
Wenn der Pfad den friedlichen Landmann geleitet an diesen Ort,
Dann eilt er mit flüchtigem Schritte und scheu seines Weges fort.
Und wenn vom Glockenturme die Mitternachtsstunde schallt,
Dann sprengt aus dem nahen Walde eine schwarze Rittergestalt.
Man hört keinen Hufschlag dröhnen, es rasselt die Rüstung nicht,
Das Roß ist schwarz wie der Reiter, doch bleich des Ritters Gesicht.
Er hält vor dem Kreuze stille, vom Rosse steigt er schnell;
Vom Kreuze tönt es wie Wimmern, wie Hilferuf grausig und gell.
Und er schaut mit stierem Blicke auf das Kreuz von bemoostem Stein;
Es schaudert ihm durch die Glieder, es zittert sein kaltes Gebein.
Sieh, rinnt's nicht wie Tropfen Blutes vom Kreuz in das feuchte Gras?
Erschaudernd beschaut er die Hände: Wie triefen sie blutig und naß!
Jetzt wirft er stöhnend sich nieder, will wischen vom Kreuze das Blut;
Wie rauchen purpurn die Hände! Das brennt wie Höllenglut.
Stumm schwebt an ihm vorüber mit leisem Geisterflug
Der Schatten des einzigen Bruders, den meuchlings er hier erschlug.
Da begegnen sich beider Blicke, der eine verzagend und scheu,
Der andere aufklagend und traurig - Der Geist schwebt leise vorbei.
Das Kreuz glüht rot und röter von Tropfen Blutes genäßt.
Leis' streicht durch die Tannen der Nachthauch. Leis' neigt sich das düstre Geäst.
Und wenn die Mitternachtsstunde mit dem Klange der Turmuhr verhallt,
Dann verschwindet mit klagendem Stöhnen die schwarze Rittergestalt.
Beim nächsten Vollmondscheine da magst du ihn wiedersehn,
Wie das Blut er tilgen möchte, dem keine Sühne geschehn.
(Text: Historische Quellen, aufgearbeitet von Norbert Becker und Detlev Becker)
Straßennamen und ihre Bedeutung (bitte durch anklicken aufklappen)
Einen Straßenplan finden Sie am Ende des Beitrags.
Agathaweg: |
Am Ende der Straße steht das Feuerwehrgerätehaus. Die Schutzpatronin der Feuerwehr ist die Heilige Agatha, zu ihren Ehren erhielt diese Straße ihren Namen. Vor der Neugliederung trug diese Straße, wie in vielen Stadtteilen ebenfalls den Namen Bergstraße. Den älteren Mitbürgern ist der Name "Schlurengasse" ebenfalls ein Begriff. |
Am Hölzchen: |
Gegenüber der heutigen Straße Am Hölzchen war frührer ein kleines Waldstück, das sogenannte "Oehm's Hölzchen". Bei der Namenssuche erinnerte man sich daran und so erhielt dieser Weg seinen Namen. |
An der Höhe: |
Dieser Name ist eine alte Flurbezeichnung, die bereits schon 1829 in den Flurkarten der Gemarkung Niedereimer eingetragen ist. Bei der Suche nach Namen für das Wohngebiet "Niedereimer Hude" entschied man sich diesen Namen wieder lebendig zu machen. |
Auf der Hude: |
Nach dem I. Weltkrieg wurde dieses Gelände urbar gemacht(l. und 2. Hude). Hier entstanden Wiesen- und Weideflächen von Privatpersonen. Nach der Neueinteilung 1950/52 erwarben die "Hudegenossen", die bis dahin Pächter dieser Flächen vom Staat waren, dieses Gelände. Bereits in den 60ziger Jahren begann man mit der Planung diese Flächen in Bauland umzuwandeln. Doch erst im Jahre 1997 konnte der Plan entgültig in die Tat umgesetzt werden. Diese Straße führt durch das gesamte Wohngebiet. |
Dieselstraße: |
Mit der Kommunalen Neugliederung mußten Straßennamen gefunden werden, die es nur einmal im gesamten Stadtgebiet gibt. So wurde die Arnsberger Straße in Dieselstraße umgewandelt. Rudolf Diesel war von Beruf Maschineningenieur und Erfinder des Dieselmotors; geb. 13.03.1858, gest. 30.09.1913. |
Elsterweg: |
Hier wurde, wie bei anderen Straßennamen im Dorf auch, der Weg nach einem Vogel benannt. |
Himmelpfortener Weg: |
Dieser Weg ist schon einige hundert Jahre alt und diente früher schon als Wallfahrts- oder Wanderweg. Der Weg führt in Richtung Möhnesse zum ehemaligen Kloster Himmelpforten bei Niederense. Zerstört wurde das Kloster in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943 bei dem Angriff auf die Möhnestaumauer. |
Hirtenstraße: |
Dieses Gelände, zwischen dem Wannebach und der Schützenhalle, wurde vor der Bebauung in den 60-ziger Jahren als Kuhweide genutzt. |
Im Surkhahn: |
Schon ab 1926 wurden die Parzellen von der Gemeinde an Privatpersonen verkauft. Bis zu diesem Zeitpunkt standen hier Surkbäume, dieses sind Apfelbäume deren Frucht besonders sauer und klein sind. Da man zu einer Obstwiese, wie es diese war, auch Hain sagte, ist die eigendliche Schreibweise von "Hahn" falsch. Aber schon das erste Straßenschild wurde von der Hüstener Amtsverwaltung mit "Im Surkhahn" aufgestellt. |
Im Wannefeld: |
Diese Straße erhielt ihren. Namen aufgrund der Lage der Felder und Wiesen zwischen der Wannestraße und dem Wannebach. Aber auch das Wannefeld wird schon in einer alten Katastarkarte von 1829 genannt. |
Kappenohl: |
Eine genaue Klärung dieses Namens liegt nicht vor. Dieser Name setzt sich aber wohl aus zwei Wörten zusammen. "Kappe oder Kappen" scheint ein früherer Besitzer der Wald- oder Wiesen/Ackerflächen gewesen zu sein. Das "Ohl" ist der Zusammenfluß mehrerer Gewässer in einen Bach bzw. Fluß. Vor der Neugliederung hieß diese Straße Berbke, so wie der Bachlauf in unmittelbarer Nähe. |
Klein Bergesken: |
Klein Bergesken liegt heute im Gelände des Wohngebietes Hude. Ursprünglich war "Klein Bergesken" jedoch die Fläche unmittelbar am Hudebach. Viele Generationen haben hier im Wald Dorne oder Hütten gebaut. Um diesen Namen nicht zu vergessen, hat man bei der Straßenbenennung im Wohngebit Hude diesen Namen ausgewählt. |
Lärchenweg: |
Bei der Erschließung des Baugebietes "Evangelisches Hilfswerk" Anfang der 60-ziger Jahre wurde auch ein Name für diese neue Straße gesucht. Diese Straße sollte ebenfalls nach einem Vogel, der "Lerche", benannt werden. Doch die damalige Amtsverwaltung bestellte ein falsches Schild, daher der Baum Lärche. |
Meisenweg: |
Wie bei dem Elsterweg, gab man der Straße einen Vogelnamen. |
Niedereimerfeld: |
Nach der kommunalen Neugliederung mußte der alte "Kirchweg" unbenannt werden. Da an dieser Straße bis dato nur Felder und Wiesen lagen, gab man ihr den Namen Niedereimerfeld. Der erste Spatenstich für das Gewerbegebiet Niedereimerfeld erfolgte jedoch erst im Jahre 1977. Danach begann auch erst der Ausbau des Feldweges in den heutigen Zustand. |
NiedereimerstraBe: |
Wie in jedem Ort so gab es auch in Niedereimer eine Oberstraße. Dieser Name mußte 1975 weichen. So wurde aus der Oberstraße die Niedereimerstraße. Sie ist die längste, bewohnte Straße im Ortund führt vom Ortsanfang bis mitten ins Dorf. Vorschlag Teriet 1975: Zu den Rehbergen |
Plackweg: |
Der "Plackweg" ist eine alte Römerstraße. Dieser Weg befindet sich in der Nähe des Bockstalls oberhalb von Breitenbruch. Eigendlich führt dieser Weg durch den Wald in Richtung Oeventrop. Bei der Umbenennung der Straßen im Wohngebiet "Hude", wurde der einstige Plackweg in Richtung Wasserhochbehälter in "Auf der Hude" umbenannt und der Querweg erhielt den Namen "Plackweg". |
Sauerlandstraße: |
Da es im Stadtteil Hüsten schon die Arnsberqer Straße gab, mußte 1975 die Straße umbenannt werden. Zu diesem Zeitpunkt war es die einizge Verbindung (B 7) um ins Sauerland zu gelangen. So entschloß man sich dieser Straße den Namen Sauerlandstraße zu geben. |
Schnettlers Siepen: |
Wie schon bei der ersten Straßenumbennung bzw. Neubenennung im Jahre 1975 war man sich einig, keine Namen von noch lebenden Personen aus Niedereimer zu nehmen. So entschloß man sich, bei der Suche nach Straßennamen für das Wohngebiet "Hude", die neue Straße entlag des Siepens "Schnettlers Siepen" zu nennen. Auch einige ehemalige Parzellen von Schnettlers liegen an dieser Straße. |
Schürholzstraße: |
In den 50-ziger Jahren begann man die Parzellen oberhalb der Schützenhalle zu bebauen. Bei der Namenssuche wurde man schnell fündig und einig. So erhielt diese Straße einen alten Flurnamen, der schon in alten Katasterkarten von 1829 genannt wird. |
Schultenhahn: |
Der Schultenhahn ist wiederum eine alte Flurbezeichnung in der Gemarkung Niedereimer. Die richtige Schreibweise wäre hier eigendlich Schultenhahn. Hahn ist, genau wie bei Surkhahn, falsch. Woher jedoch die Bezeichnung Schultenhahn abzuleiten ist, konnte leider noch nicht genau geklärt werden. |
Stephanusweg: |
Nach dem Schulneubau 1965 an der Friedrichshöhe mußte ein neuer Name für die ehemalige Schulstraße gesucht werden. Hier entschloß man sich die Straße in Hubertusstraße umzubenennen. 1975 mußte erneut ein anderer Name gefunden werden. So wurde die Straße nach dem Kirchenpatron St. Stephanus benannt. |
Wannestraße: |
Diese uralte Straße führt ihren Verlauf parallel zum Wannebach. Daher war nichts naheliegender als dieser Straße den Namen Wannestraße zu geben. Diese Straße beginnt mit dem Wanneteich in Breitenbruch und endet mit der Einmündung des Baches in die Ruhr an der Sauerlandstraße. Im Laufe der Jahrhunderte erhielt die Straße jedoch immer wieder, aufgrund von Bachlaufbegradigung bzw. -verlegungen, einen anderen Verlauf. |
Wassergasse: |
Ehemals war es wohl ein feuchter Weg zwischen der Heutigen Niedereimerstraße und der Straße Zum Alten Brunnen, an dem nur das Sonntagshaus und das heutige Haus Prause lag. Auf der linken Seite der Straße befand sich ein tiefer Graben, hier floß das Wasser hinunter. Vor dem heutigem Haus Prause sammelte sich das Wasser in den Wiesen. Um den Seiteneingang dieses Hauses zu erreichen mußte man einen Steg überqueren. Bei dem Anschluß an die Kanalisation wurden die Gräben zugeschüttet . |
Wulwes Kamp: |
Bevor dieses Gelände in den 60-ziger Jahren zum Baugebiet wurde, gehörte es dem Landwirt Franz-Friedrich Bienstein sen.. Er verkaufte die Urendstücke zu damalig recht günstigen Preisen für den sozialen Wohnungsbau in Niedereimer. Dieser hatte zu seinen Lebzeiten den Beinamen "de olle Wulw". Um diesen Mann nicht zu vergessen wurde 1975 aus der Kampstraße der Wulwes Kamp. Mit "Kamp" wurde eine Weide bzw. Kuhweide bezeichnet. |
Zum Alten Brunnen: |
Vor 1975 trug diese Straße den Namen Mittelstraße. Durch die Zusammenlegung der Orte mußte ein neuer Name gefunden werden. Da sich bis zum Anschluß an die Wasserleitung im Jahre 1912 an der Einmündung der Wassergasse der Dorfbrunnen befand, war schnell ein neuer Name gefunden. Vorschlag Teriet 1975: Churchillstraße |
Zum Eichhahn: |
Mit dem Haus des damaligen Aussiedlerhofes Grüne/Blöink mußte auch ein Straßenname für diesen Feldweg gesucht werden. Da sich früher an dieser Straße ein Eichenhain befand, hatte man schnell einen Namen gefunden. Jedoch wird auch hier die Schreibweise mit Eichhahn verwechselt. |
Zum Handweiser: |
Der Handweiser ist eine Straßenbezeichnung auf der Hude. Wenn man diesen Weg weiter gehen könnte, käme man zum "Handweiser". Der Handweiser ist eine im Wald, nahe Breitenbruch, gelegene Stelle von wo aus sich früher viele Wege abzweigten. |
Zum Sattel: |
Vor 1975 auch Steinweg genannt, ist etwa in der Hälfte der Wannestraße zwischen Niedereimer und Breitenbruch. An diesem Waldweg befindet sich ein Haus der Familie von Fürstenberg/Herdringen sowie die ehemalige "Klauken Wand" und "Sinsschlag". Auf der Höhe dieses Weges ist eine "Wasserscheide", sie teilt das Wannetal von dem Möhnetal. An diesem Waldweg liegt die Parzelle mit dem Namen "Zum Sattel". Daher hat sie wohl ihren Namen erhalten. Noch heute ist "Steinweg" eine Bezeichnung auf Flurkarten. |
Zum Stollen: |
Diese Straße liegt im Wohngebiet Hude. Der Stollen jedoch liegt viel weiter oben im Sternberg und diente früher der Wasserversorgung in Niedereimer. Wenn man jedoch dem Weg folgen könnte, käme man am alten Stollen heraus. Mit dem Anschluß an das öffentliche Wassernetz verlor der Stollen seine Bedeutung. Seit Anfang der 50-iger Jahre verfiel der Stollen mehr und mehr. Mitte der 80-Eiger Jahre wurde der Stolleneingang durch den Arbeitskreis Dorfgeschichte wieder freigelegt. |
Zur Deinscheid: |
Die Bezeichnung Deinscheid ist eine Flurbezeichnung in der Gemarkung Niedereimer. Diese Flur liegt zwischen Niedereimer und Bruchhausen. |
Zur Dicken Eiche: |
Bis zum Jahre 1975 hatte diese Straße den Namen Habichtsweg. Um auch hier Verwechselungen vorzubeugen wurde diese Straße umbenannt. Es wurde die Bezeichnung "Zur Dicken Eiche" geschaffen. Hiermit wollte man an den einst mächtigen Baumriesen im nahe gelegenen Wald erinnern, der am 23. August 1923 verbrannte. |
Zur Friedrichshöhe: |
Auch diese Straße wurde bei der kommunalen Neugliederung von Schützenstraße in "Zur Friedrichshöhe" umbenannt. Hier wollte man an den Besuch des späteren Kaiser Wilhelm I. im Jahre 1853 erinnern. Der Kaiser muß diesen Weg benutzt haben als er die "Dicke Eiche" besuchte. |

(Text: Historische Quellen, aufgearbeitet von Norbert Becker und Detlev Becker)
Höfe in Niedereimer (bitte durch anklicken aufklappen)
- jetzt Fürstenberg'sche Försterei
- erste Erwähnung 1191 ? (1207) als Zubehör Hüstens
- der Name wird abgeleitet von der Adelsfamilie von Karthausen (Carthaus)
- Anfang 1600 kommt der adelige Name zuletzt vor
- der Hof ist nach Köln Lehnspflichtig
- der Hof erhält 1855 durch die Markenteilung 415 Morgen Wald
- Mitte des 19. Jahrhunderts Verkauft die Familie Karthaus Ihren Besitz an den Grafen von Fürstenberg/Herdringen und an ansässige Landwirte
- der alte Hof wird abgerissen und durch das heutige Haus mit Stallung und Scheune ersetzt
- jetzt Franz-Friedrich Bienstein
- erste Erwähnung 1191 ? (1207) als Zubehör Hüstens
- um 1800 erwirbt Johann Bienstein den Hof von Hüster
- Hüster Hof und Wulfs-Hof werden gemeinsam bewirtschaftet
- der Hof erhält 1855 durch die Markenteilung 355 Morgen Wald
- die Ziegelei wird von Franz-Friedrich Bienstein sen. weitergeführt (wahrscheinlich Sohn von Josefine B.)
- 1900 Bau des neuen Gutshauses
- 1962, der alte Fachwerkbau wird abgerissen
- jetzt Haus Prause, Wassergasse (das Haus wurde vollständig abgerissen und auf den Grundmauern neu aufgebaut)
- erste Erwähnung 1191 ? (1207) als Zubehör Hüstens
- 1359, der Hof gehört den Freiherren von Rüdenberg
- der letzte von Rüdenberg schenkt Kloster Wedinghausen den Hof
- 1802 fällt der Hof durch die Säkularisation an die Hessen
- ca. 1814/15 erwirbt der Erbpächter Bienstein den Hof für den 25-fachen Jahrespachtbetrag
- Wulfs-Hof und Hüster Hof wurden gemeinsam bewirtschaftet
- um 1780 holt F. Bienstein den Ziegelmeister Georg Sonntag in die Feldbrandziegelei
- Fritz Sonntag (Sohn von Georg) heiratet Christine Bienstein und bewirtschaften den Wulfs-Hof ( daher Sonntagshof)
- Mitte des 19. Jahrhunderts sterben Christine Sonntag und deren Kinder
- Fritz Sonntag heiratet C. E. Pillsticker aus Westtönnen
- die Tochter Josefine heiratet den Sohn vom Hüsterhof
- so kommt der Name Bienstein wieder auf den Wulfs-Hof
- Friedrich Sonntag (gt. Wulf) erhält 1855 durch die Markenteilung 154 Morgen Wald
- 1870 baut Familie Bienstein einen neuen Hof an der Friedrichshöhe
- jetzt Helmut Glaremin
- erste Erwähnung 1191 ? (1207) als Zubehör Hüstens
- im 13. Jahrhundert gehörte der Hof den Kölner Kurfürsten
- Mitte des 13. Jahrhunderts besaß Dietrich von Ketteler den Hof als Lehnsträger
- einer seiner Nachkommen wurde Herr von Kurland und trat zum Protestantismus über und verkaufte den Hof an den Apotheker Brisken aus Arnsberg
- Anfang des 17. Jahrhunderts war ein Greve Erbpächter
- 1809, Adolph Greve gt. Sinn baut ein neues Wohnhaus
- 1816 wurde Greve Eigentümer
- ein Nachkomme vererbte den Hof an die Tochter, die einen Glaremin von der Haar heiratete
- der Hof erhält 1855 durch die Markenteilung 200 Morgen Wald, verkaufte vorher schon 100 Morgen an den Fiskus
- im Juli 1952 brennt das Haus nieder, noch im selben Jahr wird mit dem Wiederaufbau begonnen
- ht. Gelände hinter der Sparkasse
- erste Erwähnung 1191? (1207) als Zubehör Hüstens
- Hof Klauke eigendlicher Name: "Kolike"
- Eberhard Reuther (gt. Klauke) erhält 1855 durch die Markenteilung 111 Morgen Wald
- um 1890 heiratet Anton Grüne von Drüggelte/Möhne die Tochter von Landwirt Reuther, Maria Reuther
- 1963 ziehen Grüne/Blöink auf den neuen Hof am Eichhahn
- ca. 1977 werden die Gebäude abgerissen
- erste Erwä¤hnung 1191? (1207) als Zubehör Hüstens
- ging in der Soester Fehde (1444- 49) zugrunde
- war dem Kloster Wedinghausen zinspflichtig
- nach dem Untergang erhält Familie Varenhagen ein kleines Zinsgut (Kolonat) in Bruchhausen
- ein Grundstück von Fr.Fr. Bienstein trägt den Namen Varenhagen, es liegt an der Wannestraße oberhalb der Wannebrücke
- ca. 1845- 55 kauft der Schäfer Anton Mette von der Stadt Soest 45 Morgen Wald für 303 Taler und vom Franz Josef von Papen 10 Morgen Wald für 250 Taler
- Anton Mette tauscht diesen Waldbesitz mit dem Grafen von Fürstenberg gegen Ländereien im Niedereimer Feld
- 1826 baut er an der Friedrichshöhe (ht. Gelände von Schule/Kindergarten) ein Haus, dieses brannte 1884 ab
- Mette errichtet 1884 ein neues Haus (ht. Krass) an der Wannestraße
(Text: Historische Quellen, aufgearbeitet von Norbert Becker und Detlev Becker)
Flur-, Parzellen- und Wegenamen (bitte durch anklicken aufklappen)
Achseneiche
Am Steinweg
Parzelle zwischen Deggert und Steinweg
An der Sägemühle
Parzelle links vom Steinweg, an der Wannestraße
An Hundertmorgen
Parzelle links am Steinweg, unterhalb Hundertmorgen
Annikawiese
ehemalige Kuhweide, links der Straße Auf der Hude
Bausenpfad
rechts vom Berbkebach, paralell zur Autobahn, Verlängerung vom Alten Soestweg
Berbke/Berbecke
Siepen von Autobahnauffahrt Niedereimer bis zur Quelle
ehemaliger Grenzbach zwischen Niedereimer und Arnsberg
Birkenköpfchen
Parzelle rechts vom Steinweg, auf der Höhe
Boom,der
Wiese unterhalb der Autobahnbrücke an der Wannestraße
Bockstall/Bockstallsiepen
Höhepunkt zwischen Arnsberg und Breitenbruch
Siepen in Richtung Niedereimer
Degger/Deggerweg/Deggersiepen/Deggert
Höhe rechts vom Steinweg bis zum Sattel, Grenze zwischen Fürstenberg und Staatlichem Forst
Siepen in Richtung Wannestraße
Parzelle unterhab vom Jagdhaus
Dunkele Siepen
Siepen im Deinscheid, paralell zum Kettlerbach
Drüggelsiepen
gegenüber dem Jagdhaus am Sattel in Richtung Hevearm
Eichhansiepen
Siepen unterhalb der Autobahnbrücke, paralell zur Straße Zum Eichhahn
Emils Buche
Kreuzung Berbke, Weg nach Breitenbruch/Kamprasiepen
Ententeich
Teich am Kampraweg
Erlen, in den
zwischen Ufer am Stephanusweg und Kleinbahnschienen
Eselsbrücke; vorderste, hinterste
zwischen Berbke und Stemmberg
Fritzens Fuhr
1. Weg links der Wannestraße (Richtung Breitenbruch) unterhalb der Autobahnbücke, benannt nach dem Besitzer Friedrich Bienstein
Fuchsige Bruch
links vom Kampraweg
Galgenberg/Gallenberg
Gelände zwischen Berbkebach und Hermeshahn links der Niedereimerstraße (Ortsausgang), ehemaliger Lehmbruch
Gersthahn
links vom Gerwinsweg, unterhalb Mettenschlag
Gerwine/Gerwinsweg
2. Weg links der Wannestraße (Richtung Breitenbruch), Brücke beim Hochwasser 1981 weggerissen daher nur noch über Schwarzwaldstraße zu erreichen
Gerwinswand
rechts von der Gerwinne, unterhalb Sinnsschlag
Glaremin’s Rote
ht. Gelände der Fa. Strobel und VEW zwischen Kleinbahnschienen und Straße
Grünneken
hinter den Häusern der Wannestraße und unterhalb der Schule verlaufender ehemaliger Weg, vom Ehrenmal an der Kirche bis zur alten Poststraße
Hackeland/Plackeland
Fläche zwischen der Ruhr und der B 7, ca. Mitte B 7 bis Fa.Perstop
Hagedorn’s Wiese
Wiese bei dem Haus am Sattel
Handweiser
Höhe am Ostbahnhof/Berbke
Hausstattswiese
Heerland
Herrenwiese/Herrenwiese-Bach
paralell zur B 229 in Richtung Niedereimer, mündet unterhalb des Wanneteiches in den Bach
Hermeshahn/Hermeshahnsiepen
Gelände links der Niedereimerstraße (Ortsausgang), ehemaliger Lehmbruch
Siepen durch den Lehmbruch nach oben
Heuweg/Heuwegsiepen;vorderste,hinterste
Weg links der Wannestraße nach der Straße Zum Sattel (Richtung Breitenbruch)
Himbeerkopf
kleiner Hang, rechts der Wannestraße gegenüber der ehemaligen "Krausen Buche"
Hofe, vor der
Gelände des ehemaligen Sägewerk Klauke an der Wannestraße und der Straße Zum Sattel links
Höhe, an der
Gelände zwischen der Niedereimerstraße, dem Grillplatz und Schnettlers Siepen
Hohe Wart
Parzelle links vom Steinweg, auf der Höhe
Hohlkesufer
Holzgraben
Siepen rechts der Wannestraße (Richtung Breitenbruch), Höhe ehem. "Krause Buche"
Hülsbrüche/Hülsberg
Höhe zwischen B 229 und dem Kampra
Hundertmorgen
Parzelle in der Verlängerung von Pastors Kopp in Richtung Möhne/Breitenbruch
Hundsbruch
Gelände links der Wannestraße zwischen Schwarzwaldstraße und Steinweg/Zum Sattel
Kampra/Kampraderen/Kampradensiepen
gegenüberliegender Weg der Straße Zum Sattel an der Wannestraße
Siepen entlang des Weges
Jagdhaushöhenweg
Grenzweg auf der Höhe zwischen Möhne- und Wannetal, vom Steinweg in Richtung Breitenbruch
Kartskamp/Karlskamp(Kaats)
Gelände zwischen Ruhr und Mühlengraben, von der Schlacht/Wehr bis Mitte B 7
Kahleberg
rechts der Berbke, der gesamte Hang
Kettlerswiese/Kettlerssiepen
ehemaliger Grenzbach zwischen Niedereimer und Bruchhausen
Wiese entlang des Baches
Klauken Wand
Steinbruch rechts am Sattel
Klausen Köppken
Höhe am Heuweg
Klein Bergesken
Gelände am Hudebach bis ht. Autobahn
Kohlgrabensiepen
Siepen rechts der Wannestraße (Richtung Breitenbruch) Höhe ehem. "„Krausen Buche"
Kolkrabensiepen
Siepen rechts der Wannestraße, Höhe ehem. „Krause Buche“
Krause Buche
frührer knorrige Buche an der Wannestraße ca. Km 2,3
Kreuz, am steinernen/am roten
Fläche an der B 7, Polizisten-Gedenkstein
Kutscherkenwiese
Lacke/Lake
naß-sumpfiges Gelände unterhalb des Friedhofes bis Kleinbahnschienen
soll abgeleitetet sein vom römisch "Lacus" der See ?
Langenacke
Lautenpfad
Lemmberg
Höhe am Sattel, Richtung Bruchhausen
Lüninghof
Marswiese
Metten Wiese
ht. Gelände des Biotops an der Wannestraße
Metten Schlag
rechts und links der Schwarzwaldstraße
Niedereimer Barriere
ehemalige Zollstelle" am heutigen Gasthof Bienstein an der B 7
Niedereimerfeld
heute auch Niedereimerfeld
Oehm’s (Bienstein’s) Appelhof
ehemalige Wiese rechts von Fritzen’s Fuhr
Ostbahnhof
Höhe des Berbkesiepens
Pastors Kopp
Höhe am Lemmberg
Pappelallee
Weg im Deinscheid zu den Kuhweiden bzw. Feldern bis zur Autobahn
Poststraße, alte/Alter Soestweg
alte Postverbindung von Arnsberg nach Soest durch den Wald
der Weg führte über Berbke, Kampra und Poststraße (2.Straße links der Wannestraße
Piepengraben, vorderste/hinterste
Zulauf links der Berbke
Prei, in der
Regenweg
Grenzweg auf der Höhe zwischen Möhne- und Wannetal, bis zur Kreuzung Steinweg
Roggenhahn
Parzelle links vom Steinweg, in der Nähe des Hauses
Ruhr, alte
Gelände zwischen den Kleinbahnschienen und der B 7, heute Gewerbegebiet "Alte Ruhr"/Dieselstraße
Saliesiepen
Siepen im Deinscheid, Zulauf zu den Teichen
Sauloch
vom Handweiser runter bis Kamprasiepen
Scharfenberg; vorderste, hinterste
höchste Erhebung vor Breitenbruch, links der Wannestraße (Richtung Breitenbruch)
Schlangenwiese
Gelände zwischen Gerwine und Schwarzwaldstraße, links der Wannestraße (Richtung Breitenbruch)
Schürholz
Gelände zwischen de Straßen Himmelpfortner Weg und Zur Dicken Eiche
Schultenhahn/Schultenhahnsiepen
sogenannter „Hudesiepen“, heute Wohngebiet Hude
Schwarzwaldstraße
3. Straße links der Wannestraße (Richtung Breitenbruch)
Sinnsschlag
Gelände links von der Straße Zum Sattel und Wannestraße
Spremmberg
Gelände vorm Kampra an der Wannestraße, gegenüber von Krausen Buche
Sprink; vorderste, hinterste
Siepen zur "süßen Wiese", rechts der Wannestraße
Stemmberg/Stemmwegsiepen/Assmann’s Weg
Weg und Höhe am und zum ehem. Stollen
Steinweg
heute die Straße Zum Sattel an der Wannestraße
Surkhahn, im/Surkhahnsiepen
Gelände der heutigen Straße Im Surkhahn
Siepen des Hudebach/ ehem. Hudeteich
Tempel/Tempelweg/Metten Tempel
Gelände an der Niedereimerstraße hinter dem Galgenberg
Vikariusbruch/Vikarsbruch
Gelände am Kampraweg
Wanne/Wannefeld
"Wane" abgeleitet vom altdeutschen, für groß/großer
Gelände rechts der Wannestraße (Richtung Breitenbruch)
Wiebusch
Wiese, alte
Wiese unterhalb Blöink (Eichhahn), zwischen Fritzen’s Fuhr und Wannebach
Wiese, vorderste
heute Gelände der Fa. Aldi
Wiese, süße
oberhalb vom "Boom", rechts der Wannestraße (Richtung Breitenbruch)
Winterseite
Gelände rechts der Wannestraße (Richtung Breitenbruch), von Ortsausgang bis Autobahnbrücke
Wolfs Kuhle
Gelände an der Lemmberg Höhe
Ziegelei
ehemaliges Ziegeleigelände an der Dieselstraße
Zwölf Apostel
Gelände oberhalb der Auobahnabfahrt am Stemmbergweg
(Text: Historische Quellen, aufgearbeitet von Norbert Becker und Detlev Becker)
II. Weltkrieg - Abschied (bitte durch anklicken aufklappen)
Hier möchten wir die Erinnerung an die schrecklichen Zeiten des 2. Weltkriegs wachhalten und besonders den Generationen, die dieses Entsetzen zum Glück nicht mitmachen mußten, auf würdevolle Weise näher bringen. Denn möge das Wachhalten dieser Erinnerungen dazu beitragen, daß derartige Greuel nie wieder geschehen. Und möge es als Mahnung dienen für all diejenigen, die Gewalt für ein probates Mittel der Konfliktlösung halten. Was bleibt ist unendliches Leid ...
Deshalb, und nicht zuletzt für die jüngere Generation, soll an dieser Stelle an die schrecklichen Folgen des 2. Weltkriegs in Niedereimer erinnert werden.
Wir möchten die Erinnerung an die schrecklichen Zeiten des 2. Weltkriegs, der sein offizielles Ende am 08.05.1945 fand, besonders für die Generationen wachhalten, die dieses Entsetzen zum Glück nicht mitmachen mußten. Denn möge das Wachhalten dieser Erinnerungen dazu beitragen, daß derartige Greuel nie wieder geschehen. Und möge es als Mahnung dienen für all diejenigen, die Gewalt für ein probates Mittel der Konfliktlösung halten.
Der hier publizierte Beiträge wurde der Sonderausgabe zum 50jährigen Kriegsende des Heimatblattes für Niedereimer "Der Ninivit, Heft 4" entnommen. Das Heft kann über den Vereinsring bezogen werden. Die veröffentlichten Bilder stammen aus dem Archiv des AKD. Eine kurze Legende zu den Fotos finden Sie am Ende der Seite.
Einen würdigen und ansprechenden Rahmen für das sensible Thema zu finden, ist nicht ganz einfach. Deshalb wurden diese Seiten betont schlicht gehalten, da deren Inhalte für sich selbst sprechen.
Die fürchterlichen Geschehnisse des 09.03.1945 in Niedereimer haben mehrere Zeitzeugen bewogen, ihre Erlebnisse niederzuschreiben. Hier zunächst die Erinnerungen von Günter Hagedorn.
Abschied
Ein Frühlingstag im März 1945, ein Kriegstag wie jeder andere? Wir alle hatten gehofft, daß an diesem Tag nichts Außergewöhnliches auf uns zukommt. Der Vormittag verlief so wie schon seit einigen Wochen und Monaten, alles schien "normal" zu kommen.
Frühmorgens zur hl. Messe, dann nach dem Frühstück zur Schule, die behelfsmäßig in einem größeren Raum auf dem Hof Bienstein an der ehemaligen Schulstraße untergebracht war. Die Aufmerksamkeit war in diesen Tagen dem Kriegsgeschehen zugewandt, so ganz bei der Sache waren weder Schüler noch Lehrer. Auch an diesem Morgen wurde die an und für sich geforderte Aufmerksamkeit mehrmals durch Voralarm unterbrochen. Die vielgepriesene dörfliche Ruhe war auch an diesem Tage nicht vorhanden.

Doch allzusehr störte dies den Ablauf des Tages nicht, denn das tägliche Kriegsgeschehen war uns zur Gewohnheit geworden. Nach Schulschluß auf dem kürzesten Wege nach Hause, zusammen mit den Schulfreunden der damaligen Oberstraße, vorbei an der Schule, die nun schon seit einigen Wochen deutschen Soldaten als Unterkunft diente und uns eine vermeintliche Sicherheit versprach. Diese Sicherheit hatte sich des öfteren als trügerisch erwiesen, denn das Verpflegungsdepot und der Fuhrpark, auf der naheliegenden Ziegelei untergebracht, lagen schon einige Zeit im Visier der feindlichen Bomber. Ziel der Angriffe war nicht nur das Arnsberger Viadukt, hier gingen seit einigen Wochen und Monaten bei jedem Fliegerangriff zahlreiche Bomben nieder, die immer näher im Zielgebiet Hammerweide und Schefferei lagen.
Das Arnsberger Viadukt hielt den massiven Angriffen lange Zeit stand. Jeden Tag bei gutem Flugwetter gab es mehrfachen Voralarm, dann auch den darauffolgenden Fliegeralarm, und das in immer kürzeren Abständen. Wir Kinder und auch die Erwachsenen waren gehalten, bei Voralarm sofort nach Hause zu eilen, bei Fliegeralarm mußte sofort der nächste Keller aufgesucht werden, der als Schutzraum ausgebaut war.
Wie schon beschrieben, verlief der Vormittag insofern kriegsmäßig normal. Nach dem Mittagessen fanden wir Kinder uns, es waren Winfried K., Inge und Hilde, die Zwillinge und Dieter K. und andere, auf der Oberstraße zum Spielen zusammen. Welche Spiele wir an diesem Tag miteinander trieben, ist mir nicht mehr in Erinnerung. Es war aber so, daß wir eine fröhliche Schar von Kindern waren, die den Krieg zwar sehr nahe erlebten, aber das tat unserem frohen Dasein wenig Abbruch, die Gefahren waren uns nicht so recht erkennbar, wir lebten in gewisser Weise auch in dieser nicht gerade friedlichen Welt recht unbekümmert, das Vorrecht eben aller Kinder. Unsere Umgebung, Straßen, Wiesen, Wald und Feld, waren unser Spielplatz, Einengungen gab es wenig; für einen möglichen Einschnitt in diese Erlebniswelt gab es für uns Kinder keine Erwägungen. Diese Unbekümmertheit spüre ich noch heute in meinem Innern, wenn ich an die Stätte dieser Kindheitstage zurückkehre. Frohsinn, Heiterkeit und alle mit der Kindheit verbundenen Freuden sind verbunden mit den Häusern der ehemaligen Schulstraße und der Oberstraße, von Stecken angefangen über Lenzen, Sonntags, Körners und Kaisers, d.h. bis zum Haus von Onkel Tönne.

In unsere ausgelassene Spieltätigkeit kam dann der Wunsch auf uns zu, einiges im Dorf einzukaufen. Die damaligen Möglichkeiten gab es im Laden Babilon, bei Glaremins und zuletzt in der Bäckerei Molitor bei Tante Käthe. Zuerst ins Unterdorf zu den besagten Läden, dann die Gasse hoch ins Mitteldorf zur Bäckerei Molitor. Hier kauften die Zwillinge noch ein frisches Brot, und dann sollte es zur Oberstraße zurückgehen. Jedoch auf dem Weg zur Schulstraße kam der immer wiederkehrende und bekannte Voralarm, dem folgte jedoch unmittelbar ein Fliegeralarm. Daher gab es für uns nur eine Möglichkeit, den Luftschutzkeller bei Kaisers Opa an der Schulstraße aufzusuchen, an unserem Großvater vorbei in den Keller und damit in Sicherheit.
Nach einiger Zeit, noch war nichts Außergewöhnliches passiert, d.h. Bomben waren noch nicht gefallen, wurde Entwarnung gegeben. Meine beiden Schwestern Rosi und Erika und ich blieben zu Hause im Keller; Winfried, die Zwillinge und Dieter machten sich, wie von den Eltern gewünscht, auf schnellstem Wege zur Oberstraße, dort war die Nachbarschaft schon im Luftschutzkeller bei Onkel Tönne versammelt und wartete auf die vier Kinder. Mit den eingekauften Sachen im Arm liefen sie direkt in den sicheren Keller, denn schon wieder gingen die Sirenen. Die anfliegenden Flugzeuge hatten wohl heute auch den Fuhrpark, bzw. das Lebensmitteldepot auf der Ziegelei ins Visier genommen und nicht so sehr das Arnsberger Viadukt, denn wir hörten die Bomben sehr nahe einschlagen.
Unser Haus und damit auch der Keller bebten wiederholt beträchtlich. Wir gerieten dabei in Panik. Ich selbst hatte mich in die letzte Kellerecke verkrochen, hier schlief ich auch schon mal über Nacht. Nur dieses Mal fühlten wir uns gar nicht so sicher wie sonst zuvor. In das Krachen der niedergehenden Bomben, näher oder weiter entfernt, ein Einschlag in nächster Nähe! Im Keller machte sich Panik breit. Danach entfernten sich die Einschläge.

Nachdem einige Zeit verstrichen war, wagten wir uns vor das Haus, Entwarnung war noch nicht gegeben, aber wir wollten herausfinden, wo der Einschlag in nächster Nähe niedergegangen war. Fast alle gleichzeitig stellten wir mit Entsetzen fest, daß das letzte Haus auf der Oberstraße Richtung Schefferei nicht mehr zu sehen war, ebenso das Haus am Bahnübergang an der B 7; diese beiden Häuser waren einfach weg, nichts mehr war von den Bauten zu sehen. Uns alle durchfuhr ein eisiger Schreck! Unser Großvater sagte: "Da ist mehr passiert, als wir alle annehmen!" Unsere bösen Ahnungen nahmen dann immer mehr Gestalt an, zumal aus der Nachbarschaft Einiges zu dem grausigen Geschehen zu uns herüberdrang. Wir alle waren geschockt, Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Dann, nach der Entwarnung, eilten die Erwachsenen zur Unglücksstelle, um festzustellen, daß alle unsere Vorahnungen Wirklichkeit geworden waren. Wir Kinder bekamen den deutlichen Hinweis, uns nicht vom Haus zu entfernen; dem Hinweis bin ich jedoch nicht nachgekommen, denn ich mußte und wollte sehen, was sich ereignet hatte; also lief ich los, und was ich dann sah und hörte, war einfach grausam. Einige der Opfer lagen schon mit Decken zugedeckt auf der Straße. Um wen es sich handelte, konnte ich nicht feststellen. Ich saß versteckt hinter Zaun und Hecke auf der gegenüberliegenden Wiese und konnte es nicht fassen, als dann die leblosen Körper der Spielgefährten aus den Trümmern des Hauses herausgetragen wurden. An den Schuhen konnte ich erkennen, um wen es sich bei den Kindern handelte. Dann entdeckte ich auch eines der Zwillinge, sie hielt das eben gekaufte Brot noch in ihren Armen, sie sah aus, als sei nichts geschehen, aber es war ganz anders.
Die Erklärung, daß äußerlich nichts zu sehen war, kam später. Das Haus war von einer Luftmine getroffen worden; alle, die im Keller Schutz gesucht hatten, waren durch einen Lugenriß gestorben. Nur eine einzige Überlebende gab es, unfaßbar für uns alle, für Erwachsene und Kinder.
Mit Bestürzung nahmen wir das Geschehene wahr. Ich war entsetzt und saß weiterhin hinter Hecke und Zaun verborgen. Von den erwachsenen Helfern wurde ich immer wieder unmißverständlich aufgefordert, ich solle nach Hause gehen, hier hätte ich nichts zu suchen. Ich blieb aber dort sitzen, unfähig, mich zu bewegen. Ich sah mit eigenen Augen, wie immer mehr Tote aus dem Keller geborgen wurden, ich konnte das unfaßbare Geschehen einfach nicht verstehen. Wie lange Zeit die Bergung der Toten in Anspruch nahm, kann ich nicht mehr sagen. Mehr als 20 Tote, das war für mich zuviel, ich weinte und hörte nicht mehr auf. Irgendwann fand ich mich zu Hause wieder und schaute unentwegt zur Schule hinüber, hier wurden die Toten aufgebahrt.

Am nächsten Tag hatte ich, obwohl dies verboten war, Gelegenheit, in die Schule hineinzugelangen, dort konnte ich von den lieben Toten Abschied nehmen, einer der dort untergebrachten Soldaten hatte mir den Zutritt zur Schule verschafft. Ich habe dann, so ist mir das heute bewußt, nicht nur Abschied von den Toten genommen, sondern auch von meiner Kindheit, von den Spielgefährten, deren Geschwistern und deren Mütter und all der anderen, die den Tod gefunden hatten. Meine Kindheit mit den vielen fröhlichen Tagen, an denen wir gemeinsam trotz des Krieges miteinander spielen und unbekümmert leben durften, war für immer dahin.
Tief in meinem Innern habe ich das nie akzeptiert; ich habe immer gehofft, daß diese lieben Menschen wiederkommen würden, aber sie blieben fort. Vor nicht ganz einem Jahr hatte ich schon einen solchen Verlust erlitten, und jetzt schon wieder, das riß große Wunden in meine junge Seele. Diese Wunden sind bis heute nicht verheilt.
Am Tage der Beerdigung, das ganze Dorf war versammelt, wurde uns das ganze Ausmaß des Krieges noch einmal vor Augen geführt. Viele neue Gräber wurden auf dem kleinen Friedhof ausgehoben und die lieben Toten dort für immer gebettet. Doch der scheinbare Frieden wurde wieder durch anfliegende Jagdbomber unterbrochen. Alle Teilnehmer mußten von den offenen Gräbern weg, um im nahen Wald Schutz zu suchen; der Krieg war noch nicht zu Ende. Trotz dieser nie zu vergessenden Mahnung und vieler folgender Kriege ist auf unserer Erde immer noch kein dauerhafter Frieden eingetreten. Ich wünsche mir Frieden, und diesen Frieden wünsche ich allen Menschen auf dieser Welt!
Es folgt - soweit uns vorliegend - eine kurze Legende zu den auf dieser Seite publizierten Fotos in der Reihenfolge ihres Auftretens von oben nach unten.
Einquartierung auf Biensteins Hof (01.01.1945 ?)
Beerdigung der Bombenopfer vom 09.03.1945 - Teilansicht eines der beiden Gräber (13.03.1945)
Beerdigung mit militärischen Ehren J. Wommelsdorf (07.04.1940)
Beerdigung mit militärischen Ehren J. Wommelsdorf (07.04.1940)
(Text und Fotos: Günter Hagedorn - Fotoarchiv des AKD Niedereimer)
II. Weltkrieg - Ein "Jaust" erinnert sich (bitte durch anklicken aufklappen)
Von Herrn Heiner Vernholz liegt sogar eine Tonbandaufzeichnung zu den Ereignissen jener uns so fern erscheinenden Tage vor. Doch für die Überlebenden sind sie so lebendig, als wären sie erst gestern geschehen. Eine kurze Legende zu den Fotos finden Sie am Ende der Seite. Hier nun Auszüge aus der besagten Tonbandaufnahme von Heiner Vernholz.
Ein "Jaust" erinnert sich
Ich möchte so einige Erlebnisse aus meiner Jugendzeit, insbesondere aus den letzten Kriegsmonaten erzählen, die mir noch in tiefer Erinnerung geblieben sind.
Ich war damals 14 Jahre alt und wie man sich vorstellen kann, waren wir "Jäuste" ja überall dabei. Nur verstehen konnten wir so manches noch gar nicht. ...
Ich war ... Meßdiener, als wir die Bombenopfer vom 09.03.45 beerdigten auf dem gemeinsamen Friedhof oben in der gemeinsamen Gruft. Die Beteiligung der Bevölkerung an der Beerdigung am Nachmittag war groß. Ich stand selbst als Meßdiener da in dem Lehm, und plötzlich hörten wir wieder Flugzeuge, die kamen dann über die Hebreme "gepfiffen", möchte ich mal sagen. Es waren Aufklärungsflugzeuge, aber auch "Jabo's" (Jagdbomber), die dann auch mit ihren überschweren MG's schossen. Man kann sich die Panik auf dem Friedhof vorstellen. Ein großes Geschrei und ein Laufen, nach Deckung suchend. Aber wir standen nun da. Wir hatten das Kreuz und den Weihrauch und konnten gar nicht weg, wir mußten also aushalten. Aber dieses war ein relativ kurzer Angriff, der ging dann schnell vorüber. Diese Situation wird man natürlich nie vergessen. ...

Eine andere Begebenheit ... Wir hatten zur damaligen Zeit zum Ende des Krieges einen jungen Pater, das war Pater Linus Kötter, als Seelsorger hier. Er war knapp über 30, ich weiß nicht mehr genau wie alt. Er konnte aber nicht zum Wehrdienst eingezogen werden, weil er aus gesundheitlichen Gründen dazu eben den Tauglichkeitsgrad nicht bekam. So war er hier bei uns unser Seelsorger. Und während nun die schweren Luftangriffe kamen, tagsüber oder auch nachts, da rechne ich es unserem Pater sehr hoch an, daß er von Haus zu Haus, ich sag das mal so ganz bewußt, hüpfte, um den Familien wenigstens eben noch den Segen und die Generalabsolution zu spenden. Wir wurden dann zusammengerufen, ruck zuck, entweder kam er in den Keller oder eben in den Flur, wir trafen uns da und er spendete uns dann die Generalabsolution. Und so ist er von Haus zu Haus gelaufen, gehüpft, und hat den Menschen so wirklich guten Beistand gebracht.
Von einem weiteren Geschehen, das für uns heute noch vielleicht sehr interessant sein könnte, möchte ich noch erzählen. Wenn wir uns in unserer Kirche umschauen, dann sehen wir am Priestersitz das freistehende Kreuz mit dem Korpus. Und links an der Wand hinter der Stele die Madonna. Diese beiden Figuren befanden sich damals während des Krieges in einem Heiligenhäuschen, bzw. das Kreuz freistehend daneben, wo die Ruhr-Lippe-Eisenbahn die B 7 überquert, und zwar nach oberhalb zur Schefferei, direkt an den Schienen. Es war sehr massiv gebaut, 50 cm Mauerwerk, glaube ich. Und neben diesem Häuschen, auch wiederum Richtung Schefferei, befand sich das freistehende Kreuz mit diesem Korpus.

Dieses Heiligenhäuschen ist verschiedentlich im Laufe der Kriegsjahre geschändet worden. Man hat die Statue der Gottesmutter dreimal mit Gewalt aus diesem Häuschen herausgebrochen bzw. die Gittertüren aufgebrochen und diese Marienfigur geschändet, indem man sie in die Ruhr geworfen hatte. Dadurch ist sie auch teilweise beschädigt worden. Man kann es heute noch sehen, wenn man vor der Figur steht: Auf der rechten Seite, das ist ihr linker Arm, sieht man, daß dort eine Reparatur nicht unbedingt fachgerecht vollzogen wurde. Da hat sie, deutlich zu sehen, so ein Pflaster oder einen Verband über dem linken Unterarm. Das rührt noch daher. ...
Nach den Luftangriffen waren natürlich das Marienheiligtum und das Kreuz sehr stark gefährdet. Unser Pater bat uns "Jäuste", sag ich jetzt einmal, doch diese Sachen zu bergen, zu retten und nach oben zu holen. Wie die meisten noch wissen, wohnten damals die Patres in dem Haus Schäfer/Lenze, Ecke Oberstraße/Schulstraße, heute Niedereimerstr./Stephanusweg, wo jetzt der Voß Jupp drin wohnt, das waren Lenzen Hubert und Tante Anni, Lenzen genannt. Die hatten den Pater dann in Logis, der hatte dort zwei Zimmer. Und der beauftragte uns, das war der Koll's Winfried und mich, wir beiden sollten doch heruntergehen, um diese Sachen zu bergen. Ob wir Angst hätten, fragte er uns. Wir hatten natürlich keine Angst, sind runter und haben dann zunächst diese Marienfigur aus dem Heiligenhäuschen geholt, einfach so in den Arm genommen und querfeldein hoch zur Straße und dann rüber zum Pater gebracht. Das war freilich eine Sache! Da waren wir auch schon ein ganz klein wenig stolz darauf, eben diesen Mut zu haben, diese Marienfigur zu bergen und dort beim Pater abzustellen.

Wie das mit dem Kreuz war, mit dem Korpus, das weiß ich nicht mehr so genau. Aber jedenfalls wurden beide Teile dann irgendwie gut und sicher untergebracht.
... Wir wurden damals von den Amerikanern besetzt in Niedereimer, so daß auch auf unserer Straße, auf der Oberstraße, jetzt Niedereimerstraße, Panzer von Breitenbruch herüberkamen. Unsere deutschen Soldaten wußten genau, was auf sie zukam und wollten sich natürlich auf so eine billige Art verabschieden. Sie suchten Zivilkleidung oder Blaumänner von unseren Vätern, um sich dann zu tarnen und als Zivilisten zu gelten. Aber die Amerikaner hatten dieses Treiben schon seit einigen Tagen beobachtet, denn sie lagen schon ... in unseren Wäldern und haben uns sehr genau beobachtet.
Manch einer hatte vor der Besetzung den Mund sehr voll genommen und immer wieder beteuert, die ersten 20 Panzer, die hier in der Wanne runterkommen, die schieße ich alleine ab. Aber derjenige, der so etwas sagte, der bibberte nachher an allen Knochen hinter der Kartoffelkiste und hatte wirklich Angst.
Es gab da nach wie vor einige Unvernünftige, die trotzdem den "Endsieg" noch herbeisehnten und noch ... hin und wieder mal so einen Schuß losließen, worauf die Amerikaner das Feuer dann mit überdimensionaler Kraft erwiderten. Panzer kamen herübergerollt und nahmen Stellung auch da, wo jetzt das Wohnhaus Mund steht (Ecke Stephanusweg/Niedereimerstr.), und schossen von dort aus rüber nach Arnsberg, Schreppenberg und noch weiter, sie wollten Arnsberg einnehmen.
... Es mußten natürlich damals sogenannte Panzersperren gebaut werden, d.h. man fällte Bäume, legte sie quer über die Straße, da sollte halt eben ein Panzer nicht mehr durchkommen. Aber man hatte nicht daran gedacht, daß diese amerikanischen Einheiten gewaltiges Material zur Verfügung hatten, sog. Räumpanzer, die so ein Räumschild vor sich herfuhren, so daß solch eine Panzersperre für die nur ein Lächeln kostete. Die machten sich erst gar nicht die Mühe, das wegzuräumen, sondern fuhren nebenan durch den Wald. Da ging das noch viel leichter. Die knickten einfach die Bäume um, und die Panzer und Fahrzeuge konnten nachher auch da durchfahren.
Aber die Amerikaner kamen einfach lautlos auf ihren weichen Gummisohlen. Ich befand mich draußen mit meinem Vater und beobachtete, daß plötzlich solche khakifarbenen Menschen darumturnten. So eigenartige Helme hatten sie auf, Stahlhelme, die wir gar nicht so kannten. Und diese kamen dann mit schweren MP's (Maschinenpistolen) unter dem Arm und, immer Kaugummi kauend, fragten nach "german soldat?". Sie stöberten dann natürlich auch durch die Häuser, waren aber relativ human. Man sah ihnen an, daß zweifellos schon so ein bißchen Sorge da war, aber ansonsten nahmen sie das alles, wir würden heute sagen, sehr "cool". Wenn dann jemand seitens der deutschen Soldaten irgendwie einen Schuß losließ, dann waren sie bestimmt auch von äußerster Achtung und nahmen das auch schon verdammt sehr ernst, übertrieben es dann und hauten dann einige Salven von ihren Feldhaubitzen darüber, so daß die Sache dann schon wieder geklärt wurde.

Diese amerikanischen Soldaten, man hörte sie gar nicht groß, man hörte dann nur dies Sprechen hin und her und, wie gesagt, sie ließen sich dann die Häuser zeigen. Der Hausherr mußte vorhergehen und die Zimmertüren öffnen, dann hatte sich alles relativ schnell ergeben. Das war für unsere Verhältnisse kein Krieg. Wir hatten etwas anderes gehört und gesehen, was Krieg war, aber so eine lautlose Übergabe, da hatten wir nicht mit gerechnet. Vorher war man natürlich schon irgendwie hellhörig geworden. Es gab ja immer so ein Gemunkel, aber woher das nun kam, daß fanden wir "Jäuste" auch nicht so richtig raus, Da hörte man dann, daß man sich schon mal weiße Fahnen machte sollte und vor allem die Hitlerfahnen verbrennen sollte, die man noch hatte. Und so war dann auch die Bettwäsche ziemlich angenommen, sei es Kopfkissen oder Bettlaken, da wurden weiße Fahnen gemacht, kamen an einen Stock und dann aus dem Fenster heraus zum Zeichen der Übergabe. Das half zweifellos auch, das muß man schon sagen.
Vielleicht sollte ich noch eine Begebenheit erzählen, die sich unten auf der Wannestraße, beim "Großen", bei Bienstein, meinem Onkel abgespielt hat. Der hatte natürlich in seiner Kneipe verschiedene Vereine untergebracht, Gesangverein, Turnverein usw.. Diese Vereine hatten selbstverständlich auch ihre Vereinsfahnen, und da prangte freilich oben auf dem Fahnenstock eben eine Spitze, und die war zum Teil auch mit Hakenkreuzen versehen. Aber die Fahnen lagen in einer Kiste oben auf dem Dachboden. Als nun die Amerikaner mal näher nachschauten und auch diese Kisten öffneten, fiel ihnen das auf. Mein Onkel, also der Vater von dem jetzigen Friedrich Bienstein, der sollte dann vor die Wand gestellt und erschossen werden. Da war natürlich Holland in Not.
Zwei Häuser vorher wohnte die Familie Grotthof, die die Fabrik Grotthof & Schulte hatte, die jetzige Pottloch. Die älteste Tochter, Marietheres, hatte das Lyzeum bei den Schwestern besucht und Fremdsprachen gelernt, auch Englisch. Und so war sie fast die einzige, die sich wirklich englisch mit den Amerikanern unterhalten konnte. Und das war sicherlich ein Glück, ein Segen, nicht nur für den Onkel Friedel und die ganze Familie, sondern für das ganze Dorf Niedereimer. Sie verstand es auf ihre Art und Weise, eine offene lockere Art, Zutrauen zu finden und den Amis klarzumachen, worum es hier eigentlich ging.

In den nächsten Tagen wurde für Niedereimer so eine Art Ortskommandant ernannt, der residierte dann unten am Bahnhof in Schulten Wirtschaft (Kneipe: "Zur dicken Eiche"). Grotthof's Marietheres durfte und mußte da auch als Dolmetscherin fungieren. Sämtliche Anträge, alles was so kam, alle Angelegenheiten mußten geregelt werden, das wurde dann schließlich da abgewickelt. Und diese Marietheres Grotthof hat da unwahrscheinlich viel dem einzelnen Menschen geholfen und somit natürlich auch der ganzen Gemeinde Niedereimer, weil sie als Niedereimerkind sich da bestens auskannte. So war es natürlich eine gute Gelegenheit, ihre Kenntnisse zur Verfügung stellen und damit sehr sehr viel helfen zu können.
Es folgt - soweit uns vorliegend - eine kurze Legende zu den auf dieser Seite publizierten Fotos in der Reihenfolge ihres Auftretens von oben nach unten.
Beerdigung mit militärischen Ehren J. Wommelsdorf (07.04.1940)
Beerdigung mit militärischen Ehren J. Wommelsdorf (07.04.1940)
Flugzeugabsturz (22.04.1944)
unbekannt, evtl. gleiches Ereignis wie oben
unbekannt, evtl. gleiches Ereignis wie oben
(Text und Fotos: Heiner Vernholz - Fotoarchiv des AKD Niedereimer)
II. Weltkrieg - Das Ehrenmal in der Kirche (bitte durch anklicken aufklappen)
Auf dieser Seite wollen wir an das kleine Ehrenmal in der damaligen Kirche erinnern. Und hier nun die Erinnerungen an ein heute nicht mehr existentes Ehrenmal nach den Angaben von Magdalene Happel und Franz Becker.
Das kleine Ehrenmal in der Kirche
Es war zu Beginn des Jahres 1944, der Krieg hatte auch in Niedereimer schon viele Opfer gefordert. Insgesamt 16 junge Männer aus Niedereimer waren seit Beginn des Krieges im Jahre 1939 irgendwo an den versch. Kriegsfronten gefallen und, wie es hieß, "in fremder Erde" bestattet worden. Und das bedeutete, daß sie von ihren Familien auch nach ihrem Tode noch räumlich getrennt waren, denn es gab kein Grab in Niedereimer. Die Angehörigen in der Heimat hatten keine Möglichkeit, einen Blumengruß aufs Grab zu stellen, man konnte nicht mal eben zum Grab gehen und am Grab mit den Toten sprechen oder für sie beten.

Diesen traurigen Zustand, der viele Familien bedrückte, wollte P. Linus Kötter etwas erleichtern. Zusammen mit Alfons Menne, beide waren eng befreundet, entwickelte er die Idee, für alle heimischen Soldaten, die gefallen und nicht in Niedereimer bestattet worden waren, in der Stephanuskirche eine Gedenkstätte einzurichten. Wenn die gefallenen Soldaten aus Niedereimer schon nicht in ihrer Heimat bestattet werden konnten, so sollten sie doch zumindest in der Kirche einen Ehrenplatz erhalten. Hier konnten dann die Mütter, Ehefrauen und Angehörigen für ihren gefallenen Sohn / Mann / Vater beten, hier konnten sie ihm ein Blumengruß bringen und mit ihm sprechen. Dadurch könnte, so hofften die Initiatoren, die Trauer über die räumliche Trennung doch etwas gemildert und die Erinnerung an die Gefallenen wach gehalten werden.
Die Idee wurde auch gleich in die Tat umgesetzt. Alfons Menne fertigte als Schreiner die insgesamt 16 kleinen Kreuze an, die jeweils mit dem Namen des Gefallenen versehen wurden. Ein würdiger und passender Platz in der Kirche war auch schnell gefunden: den Mittelpunkt dieses gemeinsamen Ehrenplatzes sollte die schmerzhafte Mutter Gottes bilden, deren Skulptur in einer kleinen Wandnische an der rechten Kircheninnenseite stand.
Am Heldengedenktag des Jahrs 1944, Sonntag, den 12.03., wurde am Nachmittag ein feierlicher Gedenkgottesdienst in der Stephanuskirche gefeiert. Während dieses Gottesdienstes wurden die 16 Kreuze feierlich gesegnet. 16 Jungmänner trugen anschließend die Kreuze in feierlicher Prozession zur schmerzhaften Mutter Gottes, wo sie dann ihren Ehrenplatz erhielten.

Auch im weiteren Verlauf des Krieges wurde, wenn ein Sohn Niedereimers gefallen und in fremder Erde bestattet worden war, nach der jeweiligen Totenmesse, Exsequien genannt, ein Kreuz mit dem Namen des Toten feierlich an dem Ehrenmal angebracht. Während der Totenmesse war ein sog. "Soldatengrab" mit Birkenkreuz und Stahlhelm in der Kirche aufgestellt, das kleine Kreuz für das Ehrenmal hing an dem Birkenkreuz. Als Meßdiener fungierten nach Möglichkeit Soldaten auf Heimaturlaub. In feierlicher Prozession wurde das Totenkreuz dann zur schmerzhaften Mutter Gottes gebracht und erhielt seinen Ehrenplatz. Der Jungfrauenkreis sang zum Abschluß der Meßfeier am Josefsaltar das Lied: "Wir sind nur Gast auf Erden".
Auch nach Kriegsende wurde dieses Ehrenmal stets in Ehren gehalten, immer wieder standen dort Blumen und brennende Kerzen. Erst als die alte Stephanuskirche im Jahre 1981 abgerissen werden sollte, wurden die Kreuze für die gefallenen Soldaten sorgfältig abgenommen und den Familienangehörigen zur weiteren Verwendung übergeben. Man hatte sich entschieden, in der neuen Stephanuskirche dieses Ehrenmal nicht wieder aufzubauen.
Es folgt - soweit uns vorliegend - eine kurze Legende zu den auf dieser Seite publizierten Fotos in der Reihenfolge ihres Auftretens von oben nach unten.
Das kleine Ehrenmal in der alten Kirche bei seiner Einweihung (12.03.1944)
Hitlerjugend im Jahre 1943
(Text und Fotos: Magdalene Happel und Franz Becker - Fotoarchiv des AKD Niedereimer)
II. Weltkrieg - Das Protokoll - "Pater aus Niedereimer wurde Parlamentär" (bitte durch anklicken aufklappen)
Nun übernehmen wir hier wie schon die Sonderausgabe zum 50jährigen Kriegsende des Heimatblattes für Niedereimer "Der Ninivit, Heft 4" das Protokoll aus der Westfalenpost vom 13. und 17.07.1985.
Das Protokoll - "Pater aus Niedereimer wurde Parlamentär"
In Arnsberg entging er nur knapp dem Tod
Über seine (P. Linus Kötter msc) Mission als Parlamentär der Amerikaner am 10. April 1945 gab er am 8. Juni des gleichen Jahres in Arnsberg folgendes zu Protokoll:
Am 11. April 1945 kam der amerikanische Kommandeur in meine Wohnung in Niedereimer mit der Aufforderung, nach Arnsberg zu gehen, um zu erfragen, ob die Aussage der Ausländer, - Arnsberg wolle sich als offene Stadt erklären, richtig sei. Ich wehrte mich gegen die Ausführung, bekam aber dann von ihm den Auftrag und schriftlichen Befehl, mit der weißen Fahne nach Arnsberg zu gehen, um beim Bürgermeister oder Verteidigungskommandanten die Richtigkeit dieser Frage zu überprüfen. Ich fand den Bürgermeister im Luftschutzkeller der Frauenklinik, dem von einer Übergabe der Stadt nichts bekannt war.

Er rief jedoch sogleich den Verteidigungskommandant an, um sich selbst zu erkundigen. Der Verteidigungskommandant ließ mich an den Apparat kommen und fragte nach meinem Begehren. Ich las ihm die Note vor. Sogleich stellte er die Frage: "Wissen Sie auch, daß Sie sich in den Dienst des Feindes gestellt haben und somit Vaterlandsverräter sind?"
Er sprach dann weiter mit dem Bürgermeister. Das Ergebnis dieser Besprechung war, daß ich mit dem Bürgermeister zum Rathaus gehen mußte. Dort wurden folgende Anordnungen getroffen: Ein Wagen mußte verdunkelt werden. Mir wurden mit einer schwarzen Binde die Augen verbunden. Von der Kommandantur kam ein Offizier namens Westermann, der den Wagen fahren sollte.
Blind nahm ich in dem Wagen Platz, wurde durch die Stadt gefahren, bis der Wagen hielt. Schließlich landete ich in einem Keller, der nur mittels einer kleinen Kerze erhellt war. Nach etwa 20 bis 30 Minuten kam der Verteidigungskommandant, ein junger, forscher Mensch (wie ich später erfuhr im Dienstgrade eines Majors), um das Verhör vorzunehmen. Ich mußte nochmals den Auftrag des amerikanischen Kommandeurs vorlesen und vorlegen. Dann wiederholte er, was er schon am Telefon über Vaterlandsverrat und ähnlichen Dinge gesagt hatte. Anschließend fuhr er mich an, als Würdenträger der katholischen Kirche müßte ich wissen, was ich dem Vaterland schuldete. Vom Militärdienst befreit, hätte ich mich weigern müssen, diesen Weg zu machen. Aber die "Schwarzen" waren ja immer bereit gewesen, gegen den Staat zu arbeiten. Gerade als Geistlicher hätte ich mich als studierter Mann auf keinen Fall auf solche Verrätereien einlassen dürfen. Leider ist es mir nicht möglich, die Tonart dieser Unterhaltung wiederzugeben.
Nachdem so die erste Schimpfkanonade über mich ergangen war, forderte er meine Ausweispapiere und nahm den Befehl des amerikanischen Kommandanten an sich, doch das genügte ihm nicht, da leider kein Lichtbildausweis zur Verfügung stand, - der Wehrpaß war vom Wehrbezirkskommando eingefordert, statt eines Lichtbildausweises, - legte ich die Bescheinigung über Abgabe meines Wehrpasses vor. Er erkundigte sich nach Auskunftspersonen und drohte dann, "Sie wissen was Ihnen blüht. Sind Sie nicht der, für den Sie sich ausgeben, dann garantiere ich, daß Sie diesen Keller nicht lebend verlassen." Daraufhin wurde der Propst Kampschulte von Arnsberg herbeigerufen. Innerhalb von fünf Minuten mußte er erscheinen. In der Zwischenzeit hörte ich aus dem Nebenraum, wie der Kommandeur mit dem Bürgermeister über die Sprengung einer Brücke verhandelte. Ich hörte, wie der Bürgermeister flehentlich bat, von einer Sprengung abzusehen, da die Wasser- und Lichtfrage zu unlösbaren Problemen würden, besonders, da die Stadt mehrere tausend Kranke hatte.
Aber der Kommandeur ließ sich nicht beirren und sagte wörtlich: "Damit Sie es wissen, ich habe bereits den Befehl zur Sprengung gegeben." Dann kam er zu mir zurück. Es dauerte ihm zu lange, bis der Herr Propst kam. Er sagte dann zu mir: "Ich habe keine Zeit zu verlieren, ich kann nicht mehr länger warten." Das Urteil lautet folgendermaßen: "Vorläufig werden Sie im Lazarett untergebracht und in Haft gehalten, bis ich anderes befehle oder nichts mehr zu sagen habe. Seien Sie sich bewußt, daß das eine Gnade ist. Sie wissen, was auf Vaterlandsverrat steht."

Er gab Befehl, die schwarze Binde wieder anzulegen. Der Offizier war gerade dabei, den Befehl auszuführen, als der Herr Propst eintraf. Bestürzt über die Umstände erkannte er mich in dem nur von einer kleinen Kerze erhellten Raum nicht. Da der Kommandant mich als Vaterlandsverräter vorstellte und von mir als einem Menschen sprach, der sein "schwarzes Ehrenkleid" zu Vaterlandsverrat mißbrauche und in den Kot ziehe, wurde der Herr Propst noch bestürzter. Er bat, mich ans Licht zu führen. Diesem Wunsch wurde Folge geleistet. Sogleich erkannte er mich.
Da er nun glaubte, es ging sofort zum Standgericht, fragte er mich, ob ich noch beichten wolle. Zwei Minuten gab uns der Kommandant dazu, so daß ich nicht die Möglichkeit hatte, dem Propst in kurzen Worten die Sachlage zu erklären. Als ich dann mit verbundenen Augen wieder nach draußen geführt wurde, hörte ich den Propst mit dem Kommandanten verhandeln. Es ging um mich. Der Wagen fuhr wieder kreuz und quer durch die Stadt. Als er endlich hielt, wurde ich, immer noch mit verschlossenen Augen, über einen Steg geführt. Auf einer Straße angekommen, nahm mir der Offizier die Binde ab. Wir befanden uns im Alten Feld. Der Offizier brachte mich dann ins Lazarett der Kaserne. Schon am nächsten Tag befreite mich der Amerikaner aus meiner unfreiwilligen Haft. Am Freitag, 13. April, konnte ich in meine verwaiste Gemeinde zurückkehren, wo ich jubelnd empfangen wurde."
Es folgt - soweit uns vorliegend - eine kurze Legende zu den auf dieser Seite publizierten Fotos in der Reihenfolge ihres Auftretens von oben nach unten.
Foto oben: Pater Linus Kötter m.s.c. - Pfarrer in Niedereimer von 1943 - 1945
Foto unten: Das Foto, vermutlich entstanden beim Treffen der Sudetendeutschen 1938 im Saal der Gastwirtschaft Schulte, belegt in eindrucksvoller Weise, wie allgegenwärtig der Führer war und wie er sich verehren ließ. Der Personenkult um die Figur des "Führers" Adolf Hitler wurde - auch in den Kriegsjahren noch - sehr intensiv gefordert und gefördert.
(Text und Fotos: Protokoll aus der Westfalenpost vom 13. und 17.07.1985 - Fotoarchiv des AKD Niedereimer)
II. Weltkrieg - ... aus den letzten Kriegsmonaten (bitte durch anklicken aufklappen)
Hier nun ein Bericht über die letzten Kriegmonate, zusammengestellt nach Originalunterlagen, Berichten und Erinnerungen von Zeitzeugen. Eine kurze Legende zu den Fotos finden Sie am Ende dieser Seite.
... aus den letzten Kriegsmonaten
Nachdem Niedereimer in den Jahren 1942/43 noch weitgehend vom Kriegsgeschehen verschont geblieben war, änderte sich die Lage im Jahre 1944, als englische und amerikanische Flieger ihre Angriffe auf die Nachschubwege der deutschen Truppen flogen. Ein besonderes Ziel war natürlich die Ruhrtalbahn, insbesondere der Viadukt vor Arnsberg.

"Fliegeralarme wurden zum täglichen Ereignis. ... Die Menschen verbrachten viele Stunden täglich im eigenen Luftschutzkeller. Viele zogen morgens in die Wälder und kamen erst abends wieder zurück, oder blieben in den natürlichen Höhlen oder den gebauten Bunkern." (Aus: Fritz Schumacher, Heimat unter Bomben; S. 40).
Nach den Aufzeichnungen von Sanitätsrat Dr. Lohmann, der die Alarme sorgfältig in ein Buch eingetragen hat (eingesehen im Stadtarchiv Arnsberg), wurde in Arnsberg in der Zeit vom 27.01.1945 - 13.02.1945 insgesamt 57 mal Luftalarm gegeben: im Durchschnitt gab es also 3 mal Alarm pro Tag! In diesen 18 Tagen war nur ein Tag ganz ohne Alarm, an anderen Tagen wurde bis zu 7 mal Fliegeralarm gegeben. Die durchschnittliche Dauer eines Alarms betrug für die o.g. Zeit 106 Minuten. (Spontane Reaktion eines jungen Mannes während der Bearbeitung dieses Textes: "Wann haben die eigentlich geschlafen? Die hätten ja sofort in den Bunkern bleiben können!")
Diese Angaben müssen nicht unbedingt auch für Niedereimer gegolten haben. Aber die Gesamtsituation dürfte in etwa vergleichbar gewesen sein, so daß ein "normales" Leben unter den Umständen nicht mehr möglich war. Viele Stunden täglich mußten im Keller oder Bunker verbracht werden. Dazu kam die Angst vor Zerstörung und Tod durch weitere Bombenabwürfe, denn der Arnsberger Viadukt war nicht besonders weit weg und noch nicht zerstört, die Zielgenauigkeit der Bomben war nicht gerade groß, und der Abwurf der Bomben geschah oft flächendeckend.
Am 09.02.45 schließlich schlug dann ein Blindgänger in der verlängerten Schulstraße (heute Stephanusweg) ein. Die entsprechende Luftschutztagesmeldung an den Regierungspräsidenten lautete:
"... Gemeinde Niedereimer, 9.2., 13.00 Uhr, 12 Sprengbomben, davon 4 Blindgänger. Mehrere Häuser mit 16 Familien mußten geräumt werden." (Zitat aus dem "Abdruck der vollständigen Luftschutztagesmeldungen des Regierungsbezirks Arnsberg". )
Die Anwohner der Oberstraße von Kaiser bis Vernholz wurden daraufhin vorsichtshalber ins Unterdorf evakuiert. Am 14.02.45 konnten die Bewohner aber Gott sei Dank wieder einziehen, weil sich herausgestellt hatte, daß der vermeintliche Blindgänger nur ein Granatsplitter war.

Ein besonderer Gefahrenpunkt für Niedereimer war der Heereskraftfahrpark, der in der alten Ziegelei an der heutigen Dieselstraße eingerichtet war. Hier standen viele Fahrzeuge der deutschen Wehrmacht, mit denen die ebenfalls hier zusammengezogenen Soldaten dann an ihre neuen Einsatzorte transportiert wurden. Das mußte eigentlich zwangsläufig ein lohnendes Ziel für einen Luftangriff der Alliierten sein. Am 09. 03. 1945 etwa gegen 17 Uhr wurde dann auch der befürchtete Luftangriff geflogen, der für Niedereimer so schreckliche Folgen haben sollte.
In der üblichen Luftschutztagesmeldung vom 12.03.1945 heißt es kurz und knapp:
"... Amt Hüsten, Gemeinde Niedereimer, 9.3., 17.10 Uhr.
80 Sprengbomben.
17 Gefallene. 1 Verwundeter. 1 Toter.
2 Häuser völlig zerstört 4 mittelschwer, 30 leicht beschädigt.
1 Wirtschaftsgebäude zerstört.
1 Wehrmachtanlage (Heimatkraftfahrpark) beschädigt.
Reichsstrasse 7 gesperrt."
(Zitat aus dem "Abdruck der vollständigen Luftschutztagesmeldungen des Regierungsbezirks Arnsberg".)
Diese Meldung soll kommentarlos hier stehen bleiben, der Leser dieses Textes mag sich seine eigenen Gedanken machen!
Es folgt - soweit uns vorliegend - eine kurze Legende zu den auf dieser Seite publizierten Fotos in der Reihenfolge ihres Auftretens von oben nach unten.
Foto oben: Jugendliche Soldaten in einer Schützenstellung
Foto unten: Reichsarbeitsdienst (RAD) in Ferndorf / Siegerland
(Text und Fotos: Zeitzeugen - Fotoarchiv des AKD Niedereimer)
II. Weltkrieg - Ein schwarzer Tag für Niedereimer - Freitag, 9. März 1945 (bitte durch anklicken aufklappen)
In der Kirchenchronik der St. Stephanus-Gemeinde in Niedereimer heißt es dazu wörtlich:
Dass die Ziegelei des Herrn Franz Bienstein als Kraftfahrpark vom Militär benutzt wurde, wurde zum Verhängnis. Gegen 5 Uhr nachm. wurde dieser Kraftfahrpark von einem Bombenteppich belegt. 20 Personen fielen diesem Angriff zum Opfer.

Das Haus des Herrn Viosarius neben der Ziegelei wurde zerstört. In dessen Nähe kamen Maurice Delormes, franz. Kriegsgefangener, und Maschinist Max Brummel aus Dortmund ums Leben. Und der Polizeiwachtmeister Wilhelm Wolber wurde so schwer verletzt, dass er tags darauf im Krankenhaus zu Arnsberg starb.
Das schwerste Unglück ereignete sich im Hause des Anton Kaisers, Oberstr. 32. Es erhielt 2 Volltreffer. Noch am Tage zuvor war der Keller abgestützt worden, da er mit Vorliebe als Zufluchtsstätte bei Luftgefahr aufgesucht wurde. Und so auch heute.
Von den 18 Personen, die dorthin geflüchtet waren, konnte nur eine, Frl. Gertrud Körner, lebend geborgen werden. Mit schwerem Nervenschock und leichten Verletzungen kam sie nach Hüsten ins Krankenhaus.
Zu Tode kamen in diesem Hause:
Die Familie des Herrn Anton Kaiser: Frau Helene Kaiser, geb. Glaremin, mit ihren Kindern: Margarete Elisabeth, Hildegard und Ingeborg und Heinz Dieter.
Die Familie des Herrn Lehrer Anton Körner: Frau Johanna Körner, geb. Stemmer, mit ihren Kindern Winfried, Berthold und der Schwester des Herrn Lehrers Elisabeth Körner.
Sodann die Frau des Herrn Fritz Kelle: Elisabeth, geb. Kaiser mit ihrem Töchterchen Erika.
Ferner Antonie Rampelmann, geb. Stemmer, Schwester der Frau Lehrer Körner.
Franz Josef Reuther, Sohn des Fritz Reuther, Mittelstr.
Margarete Winkelmann, Köchin des Kraftfahrparkes
und drei Flakhelfer von der Abteilung Leichte Flak Batl. 1/1/745:
nämlich Heinrich Jakobskrüger, Paul Tönsmann und Heinrich Brinkmann, alle drei aus Lippe.
Noch am gleichen Tage wurden die Leichen geborgen und in der Schule aufgebahrt. Nur die Leiche des Heinrich Brinkmann fand man erst bei Aufräumungsarbeiten am 30. März.

9. März 1945
Die Toten dieses Unglücks sind:
Frau Helene Kaiser, geb. Glaremin, geb. 20. Nov. 1924 Niedereimer
Margarete Elisabeth Kaiser, geb. 17. Jan. 1929 Niedereimer
Hildegard Henriette Kaiser, geb. 7. April 1935 Niedereimer
Ingeborg Annemarie Kaiser, geb. 7. April 1935 Niedereimer
Heinz Dieter Kaiser, geb. 25. August 1936 Niedereimer
Johanna Körner, geb. Stemmer, geb. 9. August 1903
Winfried August Körner, geb. 12. Mai 1927 Arnsberg
Berthold Johannes Körner, geb. 18. Januar 1945 Niedereimer
Elisabeth Körner, geb. 17. September 1886
Elisabeth Kelle, geb. Kaiser, geb. 10. Mai 1913 Niedereimer
Erika Kelle, geb. 28. Februar 1944
Margarete Winkelmann, aus Goch, geb. 27. August 1910; Köchin im Kraftfahrpark
Antonie Rampelmann, geb. Stemmer, geb. 4. Juli 1895 Arnsberg, Grafenstr. 80 wurde in Arnsberg begraben
Flakhelfer Heinrich Jakobskrüger aus Salzuflen, geb. 2. Febr. 1927
Flakhelfer Heinrich Brinkmeyer aus Humfeld Kr. Lemgo, geb. 20. Oktober 1928
Flakhelfer Paul Tönsmann aus Salzuflen, geb. in Paderborn 4. Mai 1927
franz. Kriegsgefangener Maurice Delorme aus Montary/St. Loire geb. 8. Dez. 1909
Polizeimeister Wilhelm Wolber, geboren 27. Jan. 1892, starb am 10. März an den Verletzungen im Krankenhaus zu Arnsberg
Maschinist Max Brummel, Dortmund Schlosserstr. 65, geb. 4. Juni 1897
Es folgt - soweit uns vorliegend - eine kurze Legende zu den auf dieser Seite publizierten Fotos in der Reihenfolge ihres Auftretens von oben nach unten.
Foto oben: Grab der Familie Kaiser, fünf der Bombenopfer
Foto unten: Gertrud Körner - einzige Überlebende der Katastrophe
(Text und Fotos: Zeitzeugen - Fotoarchiv des AKD Niedereimer)
II. Weltkrieg - Begräbnis unserer Kriegsopfer - Dienstag, 13. März 1945 (bitte durch anklicken aufklappen)
6.45 Uhr morgens werden die Leichen von der Schule abgeholt. Voran geht das Militär, zu Ehren der gefallenen Flakhelfer.
Dann folgen die Behörde, die Schulkinder, 6 Engelchen mit Kerzen zu Ehren der 6 Kinder, und drei Jungfrauen mit Kerzen zu Ehren der drei Jungfrauen unter den Gefallenen. Dann kommen die 4 Totenwagen. Auf jedem Wagen je 5 bzw. 4 Särge. Es sind einfache Flachwagen, würdig mit Tannengrün geziert. Sodann folgt die Feuerwehr in Uniform neben den Wagen, und anschließend die Verwandten der Verstorbenen. Der Geistliche geht mit den Ministranten vor den Totenwagen. Den Schluss des Zuges bildete die zahlreich angetretene Gemeinde.
Auf dem Friedhof sind zur Linken des Eingangs zwei grosse Gräber bereitet. Vom Eingang aus gesehen werden die Särge in f. Reihe in die Gräber gesenkt:
I. Grab: Max Brummel, Wilhelm Wolber, Margarete Winkelmann, Franz-Josef Reuther, Elisabeth Körner, Winfried Körner, Frau Johanna Körner mit dem kleinen Berthold in einem Sarge.
II. Grab: Hildegard Kaiser, Ingeborg Kaiser, Frau Helene Kaiser, Dieter Kaiser, Margarete Kaiser, Frau Else Kelle mit der kleinen Erika Kelle in einem Sarge, Heinrich Jakobskrüger, Heinrich Brinkmeyer, Paul Tönsmann.
Später wurden diesen zur Seite die beiden Soldaten Johann Hartmann und August Bergmann bestattet.
Der Franzose Delormes wurde neben den anderen bereits vorhandenen Gefangenengräbern bestattet.
Zu bemerken sei noch, dass Paul Tönsmann erst am 20. März geborgen wurde und am 22. März zu seinen Kameraden bestattet wurde.
Nach der Beerdigungszeremonie wurde vom P. Kötter eine kurze Ansprache gehalten. Darauf sprach der Hauptmann der beiden Flakhelfer und der Major des Kraftfahrparkes. Als letzter sprach Herr Amtmann Remberg von Hüsten.
Während der Kranzniederlegung und der Ehrensalve erschien bereits ein Feindflugzeug in der Luft und während der Rückkehr vom Friedhof kam Voralarm. So war es nicht zu verwundern, dass nicht alle Teilnehmer vom Begräbnis auch zum Seelenamt in die Kirche gingen.
Soweit der Text aus der Kirchenchronik, dessen Veröffentlichung mit Genehmigung der Kirchengemeinde geschieht. Den Text hat P. Antonius Riedl, msc im Herbst 1945 nach den Tagebuchblättern des P. Linus Kötter aufgeschrieben. (P. Riedl war Pfarrvikar in Niedereimer in den Jahren 1945/46 und Nachfolger von P. Kötter, der die Kirchengemeinde in den Jahren 1943-1945 geleitet hat.)
Die Luftangriffe auf Arnsberg, vor allem den Viadukt, gingen aber weiter, " .. ihre Zahl betrug bis zum März 1945 insgesamt 1600. Dann konnte man sie nicht mehr zählen." (Zitat aus: Fritz Schumacher, "Heimat unter Bomben" S. 40). Die Bewohner von Niedereimer hatten jetzt natürlich noch mehr Angst. Bedingt durch die Ereignisse des 09.03. trauten sich viele Bürger nicht mehr, in Kellern Schutz zu suchen, und so flüchteten sie in die umliegenden Wälder.
Herr Vernholz, damals 14 Jahre alt, erzählt in seinen "Erinnerungen" (Tonbandaufnahme vom Januar 1995; liegt dem AKD vor.):

"... wir rückten nachher bei den Angriffen immer mehr ab und zogen in den Wald mit Koffern und Paketen, das Notwendigste bei uns habend, um da vor eventuellen Angriffen sicherer zu sein. Bei der Gelegenheit kam es natürlich auch vor, daß einer unserer Jungen ... auch etwas retten wollte und mit dem ganzen Arm voll leerer Kleiderbügel ... hochschoß in den Wald, um Sicherheit zu suchen. Er hat es sicherlich gut gemeint, ... aber was Panik und Hektik und Angst so alles bewirken kann."
Weitere Bombenabwürfe auf Niedereimer sind nicht mehr verzeichnet, aber die Bombardierung von Arnsberg mit Viadukt und Tunnel der Ruhrtalbahn hatten auch ihre Auswirkung auf Niedereimer. Durch den enormen Luftdruck bei den Bombenexplosionen wurde z.B. an der Kirche von einem großen Fenster eine Platte herausgedrückt. Es ist anzunehmen, daß auch an weiteren Gebäuden in Niedereimer noch Schäden durch diese Druckwellen entstanden sind. Die Luftangriffe hörten dann schließlich auf, als der Viadukt in Arnsberg "endlich" getroffen und zerstört war (19.03.1945). Herr Vernholz erzählt:
"Wir sahen ein Flugzeug über die Hebreme kommen, in Richtung Arnsberg/Uentrop fliegen, und plötzlich löste sich etwas unter diesem Flugzeug. Es sah aus, als sei ein kleineres Flugzeug dort verankert gewesen, was sich jetzt selbständig gemacht hätte. So groß und unförmig war dieses Gebilde. Und dieses war dann halt eben die große Bombe, die dann letztlich doch auch den Viadukt getroffen hat. ... Endlich, es war so ein Freudenjubel, der da aufkam."
Die militärische Gesamtlage wurde jetzt zunehmend kritischer, denn das Sauerland war am 01.04.1945 von den Amerikanern praktisch eingekesselt. Niemand wußte, was geschehen wird und niemand konnte auch nur erahnen, ob und wie es weitergehen würde. Es war ein Leben voller Angst und Schrecken.
Und trotz aller Sorgen und Nöte versuchten die Menschen in Niedereimer, ihr Alltagsleben so normal wie möglich zu gestalten. Es ging auf Ostern zu, bzw. "weißen Sonntag". Trotz Krieg sollten die Kinder ihren "weißen Sonntag" feiern. Also wurde die Erstkommunionfeier kurzerhand auf Ostermontag (02.04.1945) vorverlegt. Früh am Morgen, gegen 6 Uhr, fand die Feier in der Stephanuskirche statt. Gott sei Dank verlief dieser Tag recht ruhig, erst gegen Abend gab es einen Luftalarm. Am gleichen Tag wurden auch 11 Kinder offiziell aus der Schule entlassen, die kleine Entlaßfeier fand aber erst 1 Woche später statt.
Die Amerikaner rückten immer näher heran, am 07.04.1945 war Warstein "gefallen", wie es hieß, und einen Tag später war Meschede besetzt, oder, wenn man so will, "befreit" worden. Vom Möhnesee her kamen die Amerikaner schließlich nach Niedereimer. Auch die noch schnell in der Wanne errichteten Panzersperren stellten keinerlei Hindernis dar, man hatte das Kriegsgerät der "Amis" grenzenlos unterschätzt. Durch Artillerie-Beschuß vor der Einnahme wurden in Niedereimer noch zahlreiche Anwesen beschädigt. Am Abend des 10. 04.1945 besetzten schließlich amerikanische Truppen Niedereimer, es wurde kein Widerstand geleistet, und so ging die Besetzung eigentlich "still und friedlich" vor sich. Wahrscheinlich war man insgesamt froh, daß der "Spuk" ein Ende hatte. Einige Häuser mußten für die Besatzer geräumt werden, so u.a. auch die gesamte Schule. Die betroffenen Familien hatten dadurch schließlich manchen Schaden zu verzeichnen, aber große Plünderungen durch die Besatzer hat es in Niedereimer nicht gegeben.
Der 11.04.1945 wurde dann auch zu einem aufregenden und denkwürdigen Tag: P. Linus Kötter msc., Pfarrvikar der St. Stephanus-Kirchengeminde in Niedereimer, wurde von den Amerikanern mit der "weißen Fahne" als Parlamentär nach Arnsberg geschickt. Dieser Auftrag hätte ihm fast das Leben gekostet. (Die näheren Einzelheiten können Sie auf der vorhergehenden Seite nachlesen.) Am Nachmittag des 13. April schließlich kehrte P. Linus Kötter wieder wohlbehalten nach Niedereimer zurück.
Natürlich gab es zunächst einige Auflagen der Besatzungsmacht, so durfte die Bevölkerung nur in der Zeit von 9 - 12 Uhr auf der Straße sein. Vor dem amerikanischen Kommandanten mußten u.a. der Bürgermeister, Geschäftsleute, Fabrikbesitzer, Gastwirte, sowie der Ortsgeistliche erscheinen. Der Kommandant stellte sich vor und gab dann die entsprechenden Auflagen der Besatzer bekannt. Während der Geistliche sich frei bewegen durfte, galt für die anderen Bürger und Bürgerinnen eine Ausgangssperre für die Zeit von 19.00 bis 6.00 Uhr. Offensichtlich war der Kommandant recht großzügig, denn die Landwirte durften ihren notwendigen Arbeiten auch noch nach 19 Uhr nachkommen.

Bei den Besprechungen und Verhandlungen wirkte Frl. Marietheres Grothoff als Dolmetscherin mit und hat auf ihre persönliche Art und Weise viel dazu beigetragen, daß das Leben in Niedereimer wieder erträglich wurde und sich ein lockeres Verhältnis zu den Besatzungstruppen ergab.
Eigentlich erstaunlich schnell sollten die Kinder Ende April schon wieder Unterricht erhalten. Die Schule war Anfang Oktober 1944 von der Wehrmacht beschlagnahmt worden, der Unterricht konnte zunächst noch behelfsmäßig weitergeführt werden, bis die Schule schließlich ganz geschlossen werden mußte. Ostern 1945 waren deutsche Soldaten in der Schule einquartiert, und nach der Besetzung brauchten die Amerikaner die Schule. Die Schuleinrichtung war fast völlig zerstört, die Schulräume "verdreckt und versaut". So bekamen die Kinder in der Stephanuskirche, bzw. in der Sakristei täglich Religionsunterricht. Der "normale" Unterricht in der sog. "Kleinen Schule" (Klasse 1-4) konnte erst wieder Anfang September aufgenommen werden. Die Oberklassen mußten sogar noch bis Weihnachten 1945 warten, bis hier wieder ein normaler Schulbetrieb möglich war. Am 08.05.1945 war dann der 2. Weltkrieg schließlich auch offiziell vorbei, und es konnte der mühsame Wiederaufbau beginnen, und der sollte schwierig genug werden, aber jetzt war wenigstens Frieden!
Es folgt - soweit uns vorliegend - eine kurze Legende zu den auf dieser Seite publizierten Fotos in der Reihenfolge ihres Auftretens von oben nach unten.
Foto oben: Antreten auf dem Sportplatz in Niedereimer im März 1941 - alle in Niedereimer Privathaushalten untergebrachten Soldaten mußten zum Exerzieren antreten
Foto unten: Einquartierte sächsische Soldaten auf Schultens Treppe
(Text und Fotos: Zeitzeugen - Fotoarchiv des AKD Niedereimer)
II. Weltkrieg - Evakuiert aus Köln (bitte durch anklicken aufklappen)
Hier nun ein weiterer Bericht zu den erschütternden Geschehnissen der letzten Kriegsmonate. Heinz-Peter Wolber erinnert sich an den 09.03.1945. Eine kurze Legende zu den Fotos finden Sie am Ende dieser Seite.
Nachdem das Leben in Köln zu gefährlich geworden war, mußten wir auf Anordnung die Stadt verlassen und hatten die Möglichkeit, in Arnsberg/Neheim-Hüsten, bei der Verwandtschaft unserer 2. Mutter unterzukommen. Dies war Frau Berta Winkelmann. Von den 7 Geschwistern waren anwesend meine Schwester Gertrud, mein Bruder Adolf und natürlich meine Mutter. Mein Vater war einen Tag vorher, er mußte Köln verlassen, angekommen und wollte am besagten Abend noch in die Kirche. Er war gerade dabei, seine Stiefel zu putzen. Während des Fliegeralarms stürmten die Hausbewohner in den Keller. Wir hatten die Kellertür noch nicht ganz geschlossen, da gab es einen dumpfen Knall, das Licht erlosch und wir saßen im Dunkeln. Durch ein Loch in der Kelleraußenwand konnten wir dann den Keller verlassen. Mein Vater hat es nicht mehr geschafft, den Keller zu erreichen und wurde aus den Trümmern geborgen und ins Krankenhaus eingeliefert.

Leider hat er die Nacht nicht überlebt und verstarb, wie aus der Urkunde ersichtlich, am 10. März 1945.
In dieser Nacht wurden wir in dem in unmittelbarer Nähe gelegenen, m.W. notdürftig eingerichteten Lazarett aufgenommen. Am nächsten Tag versuchte dann unsere Mutter, uns bei der "Am Schreppenberg" wohnenden Schwester unterzubringen. Frau Jetta Schlösser nahm uns auf, obwohl es für die Familie sehr schwer war, noch mehr Menschen aufzunehmen, wo wir bis Ende des Krieges dann bleiben durften.
Nachdem sich die Lage in den Besatzungszonen normalisiert hatte und wir ausreisen durften, machten wir uns zu Fuß auf den Weg nach Köln. Dort, und das ist etwas erfreuliches, fanden sich nach und nach alle Geschwister wieder ein, leider ohne unseren Vater, den wir alle wegen seiner Gütigkeit in unser Herz geschlossen hatten. Zum Alter der Geschwister: Meine älteste Schwester ist vor einigen Tagen 71 Jahre alt geworden und der Jüngste, das bin ich, ist jetzt 58 Jahre.
Das Grab meines Vaters besuchen wir jedes Jahr und wir freuen uns, daß die Gräber nach so langer Zeit immer noch gepflegt werden.
Es folgt - soweit uns vorliegend - eine kurze Legende zu den auf dieser Seite publizierten Fotos in der Reihenfolge ihres Auftretens von oben nach unten.
Foto: Erste Einquartierung zu Kriegsanfang im Gasthof Schulte - Untergebrachte Offiziere vor dem Haus
(Text und Fotos: Zeitzeugen - Fotoarchiv des AKD Niedereimer)
II. Weltkrieg - Erinnerungen frei erzählt nach Berichten von H. Glaremin und A. Happel (bitte durch anklicken aufklappen)
Bereits im Herbst 1944 hatte Anton Kaiser, gen. "Tönne" sein Haus behelfsmäßig gesichert. Er hatte sich von meinem Vater starke Bohlen besorgt, die eigentlich für unseren Schüttwagen gedacht waren, und armdicke Tannen- und Eichenzaunpfähle besorgt. Hiermit sicherte er seinen Keller zusätzlich ab und hatte somit einen eigenen Luftschutzkeller. Die Nachbarn sowie Soldaten und Personal des Kraftfahrparks wußten um diese zusätzliche Kellersicherung und suchten bei Fliegerangriffen dort gerne Schutz und Sicherheit.

Als am Nachmittag des 09.03.45 wieder Fliegeralarm gegeben wurde, suchten mein Vater und ich, obwohl alle anderen Familienmitglieder im Keller unseres Nachbarn waren, unter der dicken Eiche oberhalb der Kirche Schutz und Deckung. In den Keller gingen wir bei Alarm nie. Wir sahen, wie die ersten Bomben auf der Hude einschlugen und Tannenspitzen in der Berbke umherflogen. Nachdem die Flieger weg waren und es vorerst wieder still geworden war, gingen wir wieder nach Hause zurück.
Auf dem Rückweg rief uns Gertrud König, Schwester von Anton Kaiser, zu: "Das Haus von unserm 'Tönne' (Anton Kaiser) ist getroffen worden!" Mein Vater lief mit seinen Geschwistern so schnell sie konnten zur Oberstraße (heute: Niedereimerstr.) hinauf, um zu sehen, was passiert war, in der Hoffnung, daß ihre Schwester Helene mit ihren Kindern noch leben würde. Es bot sich ihnen ein Bild des Grauens und der totalen Zerstörung, denn das Haus hatte einen Volltreffer erhalten. Ich selbst durfte zu diesem Zeitpunkt, da ich erst 15 Jahre alt war, nicht mit und mußte zu Hause bleiben.
Nach und nach wurden die vielen Opfer aus den Trümmern geborgen. Gertrud Körner wie durch ein Wunder hatte schwer verletzt überlebt. - Wie Frau A. Happel erzählte, wurde ein zufällig vorbeifahrendes Fahrzeug angehalten. Sie selbst brachte die schwerverletzte Frau nach Arnsberg ins Krankenhaus, wo sie in den Kriegsjahren als Rote-Kreuz-Schwester gearbeitet hat. - Sofort nach der Bergung wurden die Toten zur Aufbahrung in die Schule (heute: Küchentenne Sindern) gebracht. Ein anderer Raum stand damals für die vielen Toten nicht zur Verfügung, und Schulunterricht wurde zu dieser Zeit nicht mehr gehalten.

In der Dunkelheit schlich ich aus dem Haus, um mit ein paar anderen Jungen die Trümmer auch mal anzusehen. Dafür wurde ich später von meinem Vater heftig ausgeschimpft. Schnell mußten Särge für die Toten angefertigt werden. Deshalb beschlagnahmte die Partei und die Gemeindevertretung das Holz der Firma Höttke & Hölscher, welches zum Schutz vor Bomben bei uns eingelagert war. Die Särge wurden dann von der Schreinerei Hillebrand aus Bruchhausen erstellt. Zur Beerdigung wurden die Särge mit den Toten von der Schule zum Friedhof mit Pferdewagen und einem Lkw gebracht. Wir hatten unseren Langholzwagen entsprechend vorbereitet, so daß vier Särge darauf Platz hatten. Die ganze Gemeinde nahm an der Beerdigung teil.
Wir waren gerade auf dem Friedhof, da gab es schon wieder Fliegeralarm. Alle liefen so schnell sie konnten in den nahen Wald oder nach Hause, ich mußte bei dem Pferdegespann bleiben und die Pferde beruhigen, die durch den Flugzeuglärm unruhig geworden waren. Nachdem die Flugzeuge schließlich verschwunden waren, kehrten auch wir mit den Pferden wohlbehalten, jedoch zutiefst betroffen nach Hause zurück. In den vergangenen Jahrzehnten ist dann über dieses Ereignis nur selten gesprochen worden, vergessen aber hat es wohl niemand, der es miterlebt hat.
Es folgt - soweit uns vorliegend - eine kurze Legende zu den auf dieser Seite publizierten Fotos in der Reihenfolge ihres Auftretens von oben nach unten.
Foto oben: Franz Schulte als Kradmelder beim Rußlandfeldzug in Polen 1941
Foto unten: Einquartierung im Sommer 1940 - Teil einer Pioniereinheit vermutlich auf dem Verladebahnhof in Niedereimer
(Text und Fotos: Zeitzeugen - Fotoarchiv des AKD Niedereimer)
II. Weltkrieg - Aus der Schulchronik (bitte durch anklicken aufklappen)
"... Am 12. September 1944 brannte die Scheune des Bauer Mette mit der gesamten Ernte ab. Durch die Wehrmacht wurden Anfang Oktober die Schulräume beschlagnahmt. Der Unterricht wurde behelfsmäßig weitergeführt.
Seit Anfang Juli war die Schülerschaft noch erheblich gestiegen, und zwar besonders durch Evakuierte (115). Bei 2 Lehrkräften mußten 2 Klassen eingerichtet werden. Durch Verfügung vom 9.12.44 hat Herr Regierungspräsident den Lehrer Peters, wohnhaft in Arnsberg, der Volksschule hierselbst vertretungsweise zur Dienstleistung überwiesen. Herr Peters kommt aus Moschenich, Kreis Düren, geb. 25.3.88.

Nach dem Zusammenbruch April 1945 kehrte Peters nach Morsenich zurück. Der Schulbetrieb konnte noch nicht wieder aufgenommen werden. Die Schulräume waren verdreckt und versaut, besonders durch die Ostern dort untergebrachten deutschen Soldaten, die wahren Söhne des großen Verbrechers, dessen Namen zu schreiben ich mich schäme. Es ist eine Schmach, daß man ein Deutscher ist. Die Bänke waren ruiniert, die Schränke erbrochen, wertvolle Lehr- und Anschauungsmittel gestohlen oder zerschlagen, die Bücher und Akten umhergestreut und ebenfalls versaut.
Eine ausführlich von mir geführte Chronik verschwand."
(Anmerkung: Die eigentliche Schulchronik ist insgesamt erhalten, es sind keine Seiten herausgeschnitten oder -gerissen, es fehlen keine Blätter! Daraus kann man folgern, daß Herr Jürgens vermutlich eine gesonderte Chronik über die NS-Zeit und/oder den 2. Weltkrieg geführt haben muß, die dann gegen Ende des Krieges auf geheimnisvolle Weise "verschwunden" ist, als die deutschen Soldaten die Schulräume beschlagnahmt hatten und "verdreckt und versaut" hinterlassen haben. Es ist anzunehmen, daß diese von Lehrer Jürgens geführte Chronik wegen ihres vermutlich brisanten Inhalts vernichtet worden ist. Wir haben diesbezüglich bei der Tochter von Lehrer Jürgens, Frau Josefa Jürgens, wohnhaft in Arnsberg, nachgefragt. Frau Jürgens, die sich an die damaligen Aktivitäten ihres Vaters noch sehr gut erinnern kann, versicherte uns, von der Existenz einer solchen besonderen NS- oder Kriegschronik nichts zu wissen. Möglicherweise habe ihr Vater eine solche Chronik heimlich geführt, um sie zu schützen.; d. Verf.)
"Durch Luftangriffe wurden im Dorfe 2 Häuser vollständig zerstört. Da auf dem Ziegeleigelände Baracken und ein Kraftfahrpark errichtet worden waren, war es für die nähere Umgebung und die Schule besonders gefährlich, so daß wir zunächst bei Alarm Schutz im Schloßbergtunnel suchten. Dort erlebte ich mit meiner Tochter am 4.3.45 den schwersten Angriff, der allein 24 Soldaten am Eingang des Tunnels das Leben kostete. Am folgenden Tag war das Seelenamt für meinen braven und einzigen Sohn, der, nachdem er 2 Jahre in Rußland heldenhaft gekämpft hatte, bei Deutsch-Krone in Pommern für die Kriegsverbrecher fiel.
Dann flüchteten wir jeden Morgen in die Wälder, bis dann endlich die Amerikaner, von der Möhne kommend, das Dorf besetzten. Alle Personen mußten das Schulhaus verlassen, um 35 Amerikanern Platz zu machen. 4 volle Tage blieben dieselben, weil sich die Stadt Arnsberg unter Führung eines 27jährigen SS-Lümmels nicht ergeben wollte. Unser sehr geschätzter Seelsorger, der Pater Linus Kötter, wurde als Parlamentär von hier aus in die Stadt geschickt. Beinahe hätte ihn dieser Auftrag das Leben gekostet.
Die oben erwähnten 2 zerstörten H„user standen in der Nähe der Ziegelei: an der Oberstraße das Haus des Anton Kaiser, welches 16 Tote allein hatte, und das Haus an der Arnsberger Landstraße, einem Buchhändler Visarius gehörig, mit 2 Toten. Die Leichen wurden in der Schule aufgebahrt und von da aus beerdigt.

Bei dieser Beerdigung sahen wir die Parteigrößen zum letztenmal. Nur einer trug von ihnen noch die Verbrecheruniform, den anderen war's schon unheimlich. So ging das viel gepriesene ewige Reich seinem Untergang entgegen, weil es auf Ungerechtigkeit gegründet und ohne den Herrgott gebaut war.
Ich erlaube mir hier mit aller Deutlichkeit nur noch eines hinzuzufügen: Der größte Verbrecher aller Zeiten und Zonen - hätte es nie so weit bringen können, wenn er nicht das Kapital und - die charakterlose Lehrerschaft hinter sich gehabt hätte. Letztere hat zum großen Teil die Partei geführt, um Titel und Mittel zu bekommen. Die Arnsberger Regierung saß voll von diesen Geistern: Schulräte, Oberreg.-Räte, Regierungsdirektoren, alle ehemals Volksschullehrer. Wer trug die Partei? Wer hielt die Versammlungen? Mit 90% die Lehrerschaft.
Gott Dank, mir genügte das eine Kreuz. Wir brauchten keine mit Haken. Für gewöhnlich hat jede Sache schon einen Haken, dies Ding hatte 4 Haken, ja wir können sagen, unendlich viel Haken, und an dem größten dieser Haken hängt jetzt das deutsche Volk!
Anfang Oktober 1945 konnte die Grundschule wieder eingerichtet werden. Es fehlen Schulbänke und 41 qm Glas. Die oberen Jahrgänge werden behelfsmäßig unterrichtet. ... "
Es folgt - soweit uns vorliegend - eine kurze Legende zu den auf dieser Seite publizierten Fotos in der Reihenfolge ihres Auftretens von oben nach unten.
Foto oben: Einquartierung im Herbst 1940 - Feldküche im Hof Schulte
Foto unten: Treffen der Sudetendeutschen im Saal Schulte 1938
(Text und Fotos: Zeitzeugen - Fotoarchiv des AKD Niedereimer)
II. Weltkrieg - Kriegs- und Nachkriegszeit in Niedereimer - Erinnerung an das Kriegsende vor 60 Jahren (bitte durch anklicken aufklappen)
Nachdem der Arbeitkreisdorfgeschichte Niedereimer vor wenigen Wochen Heft 7 des Heimatblattes "Der Ninivit" in Form einer Sonderausgabe publiziert hatte, wurde nun eine Ausstellung in der Halle Friedrichshöhe eröffnet, welche sich ebenfalls mit den Themen Kapitulation, Kriegsgefangenschaft, Zwangsarbeit, Flucht und Vertreibung sowie Kriegserinnerungen befasst.

Aus Anlaß des 60. Jahrestages der Kapitulation hielt Propst Dr. Achim Funder einen Gedenkgottesdienst für die Kriegs- und Ziviltoten in Niedereimer in der St. Stephanuskirche ab. Die schrecklichen Erlebnisse der Menschen im Krieg sollte Anlaß sein, eine Wiederkehr extremer totalitärer Systeme zu vermeiden und die fundierte Demokratie in Deutschland zu unterstützen.
Im Anschluß an den Gottesdienst eröffnete Ortsheimatpfleger Detlev Becker vor rund 150 Gästen in der Halle Friedrichshöhe die Ausstellung. Neben Bürgermeister Hans-Josef Vogel konnte er neben zahlreichen Zeitzeugen sowie Abordnungen der heimischen Vereine und Organisationen insbesondere den polnischen Bürgermeister der Arnsberger Partnerstadt Olesno Edward Flak begrüßen.
Becker, auch Vorsitzender des AKD Niedereimer e.V., gab den Anwesenden einen kurzen Einblick zu den einzelnen Inhalten der Ausstellung. Als Konsequenz einer menschenverachtenden Ideologie, haben viele Menschen alles verloren, Familien sich erst Jahre später wieder gefunden, insofern man den Krieg und seine Folgen überlebt hatte. Zwangsarbeit, Hungermärsche, Elend sind nur einige Schlagbegriffe aus der Schreckenszeit. Frauen, Kinder, alte Leute und Kranke überlebten oft nicht die Strapazen, die Flucht und Vertreibung mit sich brachten. Die Ausstellung dokumentiert eindrucksvoll, wie insbesondere die Niedereimerer Zeitzeugen die Kriegs- und Nachkriegszeit erlebten.

Bürgermeister Hans-Josef Vogel bestätigte dies dem AKD. Man habe es geschaftt in ausdrucksvoller Form, die Erlebnisse Einzelner darzustellen. Aber auch das wenige Gute, dass sich zwischen Soldaten, Zivilisten und Zwangsarbeitern im Kriegsalltag abspielte, darf nicht unerwähnt bleiben. Papst Benedikt XVI. habe in seiner Kardinalszeit einmal treffen formuliert: "Aus der Kraft der Erinnerung handeln." Für die heutige Generation sei es eine Verpflichtung an das Schreckliche erinnert zu werden, um Derartiges in Zukunft zu verhindern und um für eine menschliche Welt zu arbeiten. In den 60 Friedensjahren nach dem 2. Weltkrieg sei die Versöhnung mit den damaligen Kriegsgegnern stetig vorangeschritten. Der Besuch des Bürgermeisters aus der polnischen Stadt Olesno ist nur ein Beleg hierfür. Bürgermeister Vogel dankte Ortsheimatpfleger Becker im Auftrag der gesamten Stadt für diese Veranstaltung. Man habe hiermit ein Zeichen gesetzt.
Über die"Zwangsarbeit im Dritten Reich" , vor allem in der heimischen Region, berichtete im Anschluß der Leiter der Geschichtswerkstatt Reiner Ahlborn. Fremdarbeiter aus vielen Ländern wurden zu Arbeiten in industriellen Großbetrieben, in der Landwirtschaft, bei den Kommunen usw. verpflichtet. Frauen wurden als Kindermädchen und Haushaltshilfen fern der Heimat eingesetzt. Armut, Krankheit und der Krieg ließen die Zwangsarbeiter eine schwere Zeit durchleben. Wie sehr diese Menschen unterdrückt wurden, hang von dem Aufenthaltsort des Einzelnen ab. Oftmals widersetzten sich couragierte Zivilisten den Anweisungen der Nazis und bemühten sich menschenwürdige Verhältnisse zu schaffen. Plünderungen, Raub, Gewalttaten waren in Niedereimer nach Zeitzeugenaussagen selten. Niedereimer ist einer der wenigen Ortsteile, wo die Zwangsarbeit relativ lückenlos nachgezeichnet werden konnte. Insgesamt ca. 5.000 Zwangsarbeiter hielten sich im Arnsberger Stadtgebiet auf. Eingepfercht in Behausungen mussten diese unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen ihre Arbeit verrichten. Grausam war teilweise der menschenverachtende Umgang mit Frauen und Mädchen sowie Schwangeren.

Die Ausstellung, welche noch bis zum 16. Mai 2005 geöffnet ist, verdeutlicht zum Beispiel anhand von Gefangenenbriefen, Dokumenten wie Dienstbescheinigungen und Flüchtlingsausweise, persönlichen Gegenständen, z.B. selbstgefertigte Messer, Poesiealbum u.ä. und einigen Fotos, sehr eindrucksvoll was einzelne Zeitzeugen erlebt haben. Die Besucher, vor allem die jüngere Generation, lernen zu verstehen, wie grausam diese Zeit für die Betroffenen war.
Die Ausstellung ist täglich von 10.-12.00 Uhr und 15.-18.00 Uhr geöffnet. Freitag den 13.05.2005 bis 21.00 Uhr. Am 10.05.2005 um 19.00 Uhr berichtet Theo Gronert von seinen Erlebnissen zum Thema Flucht und Vertreibung. Der Antikriegsfilm "Die Brücke" wird am 12.05.2005, ab 19:00 Uhr in der Halle Friedrichshöhe gezeigt.

Natürlich ist der AKD daran interessiert noch weitere Erlebnisberichte von Zeitzeugen niederzuschreiben um sie vielleicht später zu veröffentlichen. Hierzu steht der Ortsheimatpfleger den Zeitzeugen in der Ausstellung gerne zur Verfügung. Als Begleitmaterial für die Ausstellung wird jedem Besucher das Heimatblatt "Der Ninivit" angeboten. Damit hat jeder nochmals die Gelegenheit die Schicksale der Menschen aus damaliger Zeit nachzuvollziehen.
Der Arbeitskreis Dorfgeschichte Niedereimer e.V. würde sich freuen wenn möglichst viele Gäste die Gelegenheit zum Besuch nutzen würden. Selbstverständlich sind auch interessierte Schulklassen, nach vorheriger Anmeldung, willkommen.
Und hier nun in Form unserer bewährten Diashow zu einigen Bild-Impressionen des diesjährigen Ostermarktes.
Zum Betrachten der Dia-Show vom Frauenkarneval 2013 klicken Sie bitte auf das unten stehende Vorschau-Bild. Die Dia-Show öffnet sich in einem neuen Fenster, das sich beim Hineinklicken wieder automatisch schließt.
... Viel Spaß!
(Text und Fotos: Detlev Becker - Fotoarchiv des AKD Niedereimer)
II. Weltkrieg - Was bedeutet der 9. März 1945 für Niedereimer? (bitte durch anklicken aufklappen)
Mit diesem 9. März 1945 bringt man in Niedereimer schreckliche Ereignisse in Verbindung. An jenem Tag fanden auf einen Schlag 21 Menschen im Ort Niedereimer den Tod. Doch wissen heute nur noch wenige alteingesessene und geschichtsinteressierte Niniviten, was es damit auf sich hat.
Am Nachmittag des 9. März 1945 wird durch die Alliierte Luftwaffe ein Angriff auf Niedereimer geflogen. In den ehemaligen Gebäuden der Ziegelei, an der heutigen Dieselstraße, stehen Fahrzeuge im sogenannten "Heereskraftfahrpark" unter. Hier sammelte die Deutsche Wehrmacht kurz vor Kriegsende noch Automobile zum Transport von Soldaten. Mit dort untergebracht waren auch die zusammengezogenen Landser. Sie sollten von hier aus zu ihren neuen Einsatzorten transportiert werden.
Um ca. 17.00 Uhr nahm das Schicksal seinen Lauf. Die Bombenschächte der Flugzeuge öffneten sich und kurz darauf fielen etwa 80 Sprengbomben auf dieses Gelände nieder. Gegen 17.10 Uhr erfolgten die flächendeckenden Einschläge, die den Tod brachten. Das in der Nähe stehende Haus von Anton Kaiser, an der heutigen Niedereimerstraße, erhielt zwei Volltreffer. Alleine in diesem Haus fanden 18 Menschen den Tod. Die meisten der Opfer waren entweder noch Kinder oder Jugendliche bzw. junge Soldaten.
Noch Tags zuvor hatte man das Haus, weil es als besonders sicher galt und von den Familien der umliegenden Häuser gern als Schutzraum aufgesucht wurde, noch besonders abgestützt. Doch auch diese Abstützung konnte den todbringenden Bomben nicht standhalten. Die Menschen wurden unter den Stein- und Geröllmassen begraben. Nur ein junges Mädchen konnte aus den Trümmern des Hauses schwer verletzt gerettet werden.
Des weiteren starben zwei Menschen auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei. Ein weiteres Haus - das der Familie Bienstein an der heutigen Sauerlandstraße - wurde durch die Bomben selbst zwar nicht getroffen, stürzte aber dennoch durch die Wucht der Bomben ein. Aus diesem Haus erlag einen Tag später ein älterer Mann im Arnsberger Krankenhaus seinen Verletzungen. Die anderen Bewohner und Schutzsuchenden konnten sich retten.
Nach der Bergung der Leichen aus den Häusern wurden diese in der damaligen Volksschule aufgebahrt. Vier Tage später fand die Beisetzung der Verstorbenen auf dem Friedhof in Niedereimer statt. Während der Beerdigung gab es wiederum Fliegeralarm.
Seit diesem Tag wird jährlich eine Heilige Messe für diese Bombenopfer abgehalten. Ansonsten erinnert nur wenig an den grausamen, aber für Niedereimer gewichtigen Tag.
Bei dem Gedenken an diesen Tag sollen aber selbstverständlich die übrigen Kriegs- und Ziviltoten nicht vergessen werden. Auch für ihre Familien bedeutete es den schmerzlichen Verlust eines geliebten Menschen.
Die Grausamkeit und Sinnlosigkeit des Krieges hat uns gezeigt, dass wir dankbar sein müssen für den nun 60 Jahre währenden Frieden in Deutschland.

(Text: Detlev Becker)
II. Weltkrieg - Der neue Ninivit (bitte durch anklicken aufklappen)
Hier noch einige Textauszüge zu den Themen Zwangsarbeit, Kriegsgefangenschaft, Flucht und Vertreibung sowie Erinnerungen, mit denen sich der neue Ninivit beschäftigt.
Zwangsarbeit
Kurz vor Kriegsende wurde noch ein Haufen Zwangsarbeiter mit zerlumpter Kleidung, ich schätze etwa 16 bis 20 Personen, an der Grothoff´schen Fabrik vorbeigetrieben. Ein Bewacher war mit dabei. Während des Vorbeimarsches riss einer der Gefangenen ein Grasbüschel aus und aß es, solch einen Hunger hatten die Menschen.
Etwa in der Zeit zwischen 1941 und 1945 waren drei Zwangsarbeiter, wo bei ich das Wort Zwangsarbeiter eigentlich ablehne, auf dem Hof meiner Eltern August und Elisabeth Grüne an der Wannestraße. Da war die Russin Sina, die schätze ich auf 17/18 Jahre, der Russe Nikolaus war 19 Jahre und der Pole Vincent war etwa 22/23 Jahre.
Die Zwangsarbeiter und Gefangenen führten landwirtschaftliche Tätigkeiten aus. Ohne sie hätte der Betrieb in den Kriegsjahren nicht weitergeführt werden können. Die meisten deutschen Männer waren während dieser Zeit als Soldaten eingesetzt. Weitere Hilfskräfte gab es auf dem Hof nicht. Einer der Franzosen, der Chevignac, verstand es unheimlich gut mit Pferden umzugehen. Dagegen konnte Richeux sehr gut den Traktor bedienen ...
Die bei uns arbeitenden Zwangsarbeiterinnen waren schon einige Zeit in der Fabrik. Diese Mädchen stammten alle aus Rostov am Don und einige besuchten dort die höhere Schule. Auf dem Nachhauseweg wurden sie direkt abgefangen und nach Deutschland abtransportiert. Sie waren alle durchweg noch recht jung. Ludmilla war mit 14 Jahren die Jüngste, die übrigen Mädchen waren zwischen 16 und 18 Jahren alt.
Vor dem Einmarsch der Amerikaner in Niedereimer zog noch eine große Menschenmenge, ich vermute russische Zwangsarbeiter, in Richtung Breitenbruch.
Nach dem Krieg kam er noch einmal zu meinen Eltern zurück und brachte meinem Vater Tabak mit. Damit wollte der Russe seinen Dank zum Ausdruck bringen. Gleichzeitig lud er meine Eltern ein, einmal nach Russland zu kommen.
Kriegsgefangenschaft
Als Unteroffizier in einer schweren Maschinengewehrkompanie hatte ich die Aufgabe, Tag und Nacht die Wachtposten zu kontrollieren, die Zielpositionen der Gewehre zu vermessen und die Richtdaten zu errechnen. Auf einem solchen nächtlichen Kontrollgang wurde ich Anfang Februar im Kampf mit einem gegnerischen Stoßtrupp verwundet. Ich verlor das Bewusstsein für eine Weile. Als ich wieder zu mir kam, wurde mir zu meinem großen Schrecken klar, dass ich in den Händen von Rotarmisten war ...
Nachdem wir entwaffnet waren, kamen wir in ein amerikanisches Auffanglager. Nach zwei Tagen hieß es, wir werden den Russen übergeben - was auch geschehen ist. Ich hatte beim Tross einen guten Kameraden gefunden. Da das Lager nur mit einem Posten bewacht war, bestand die Möglichkeit zu verschwinden. Diese Gelegenheit haben wir ausgenutzt und uns in Richtung Heimat davon gemacht.
Es waren mehr Schiffe, die in der Geltinger Bucht lagen, als der Befehl erging, sowohl unser U-Boot U 2360 als auch die anderen U-Boote in deutschen Gewässern selbst zu versenken. Dieser Befehl wurde von den U-Boot Besatzungen auch selbst ausgeführt.
Am 09. Mai 1945 gelangte ich in amerikanische Gefangenschaft. Als geschlossene Einheit brachte man uns zu einem Sammelplatz südlich von Mailand - in Kedi. Zu diesem Zeitpunkt stand die Truppe noch unter deutschem Befehl. Im Lager erfolgte dann die Erfassung der deutschen Einheiten. Die Gefangenen selbst wurden nach den heimischen Orten erfasst. Wer zur Waffen-SS, zur Fallschirmtruppe oder zur Polizei gehörte, wurde von den Amerikanern zu Kriegsverbrechern erklärt.
Erst am 20. Mai 1945, am Pfingstsonntag, wurden wir auf der Insel Alderney durch die Engländer gefangen genommen. Die "Liberty"-Schiffe (Invasions-Schiffe) waren am 14.05.1945 eingetroffen. Wir mussten uns morgens um 9 Uhr im Hafen versammeln. Gegen 14 Uhr erfolgte die Abfahrt in Richtung England. Am Pfingstmontag sah ich morgens um 5 Uhr den Hafen von Southampton und die vorgelagerte Ferieninsel Isle of Wight im strahlenden, schlohweißen Sonnenschein. Ein herrlicher Anblick! Nachmittags fuhren wir mit einem Sonderzug nach Kampton Park bei London. Von dort ging es am 25.05. per Bahn weiter nach Yorkshire. Ich kam in das Lager "Camp 158". Das sehr große Zeltlager lag mittig in einem Kornfeld und war ca. 500 Morgen groß. Es waren dort etwa 15.000 deutsche Kriegsgefangene untergebracht. Das Lager lag in der Nähe der Stadt Hull - Bridlington.
In der französischen Kriegsgefangenschaft war die Situation anders: Da auch für die französische Bevölkerung die Lebensmittel streng rationiert waren, ist es verständlich, dass die vielen Millionen deutscher Kriegsgefangener kaum ordentlich versorgt werden konnten. In den Stammlagern wurde arg gehungert. Das trieb alle an, sich zu Arbeitskommandos zu melden. In diesen Arbeitslagern war die Verpflegung meist geringfügig besser. Aber auch dort reichte die Verpflegung nicht für eine ausreichende Ernährung aus.
Flucht und Vertreibung
Als die Russen abzogen, kamen die Polen ins Dorf und nahmen Besitz von Höfen und Häusern. Gerüchte jagten sich, aber es gab keinerlei verlässliche Informationen. Ich wurde nach Bedarf bei der Ernte eingesetzt oder zum Geschirrspülen in der Gastwirtschaft und wünschte mir nichts mehr, als den Anschluss an eine Schule und ein geregeltes Leben; ich war damals 16 Jahre alt.
Mit beginn des Jahres 1945 wurde die Situation immer bedrohlicher. Die russischen Truppen begannen Ostpreußen komplett ein zukreisen. ... Am Freitag, dem 16. Februar 1945 machte sich meine Mutter mit uns vier Kindern (14, 13, 12 und 10 Jahre ) auf den Weg zum "Frischen Haff". Die Großelter blieben zurück. Sie sind seitdem verschollen. ... Wir mussten zwangsläufig bei Minusgraden im Freien übernachten. Am 18. Februar 1945 erreichten wir zu Fuß den Hafen Pillau. Dort gelang es meiner Mutter den Zugang zum Frachter "Karoliner" zu erkämpfen.
Am 15. Mai 1945 sind wir wieder in Liptin angekommen. Alle Wohnungen waren ausgeplündert und die Möbel waren alle in anderen Häusern und Höfen verstreut. Bis zum 8. September 1945 haben wir dann wieder schlecht und recht in unseren Wohnungen gelebt. Dann mussten wir die Wohnungen abermals verlassen.
Wir lebten dort bis zu unserer Vertreibung im April 1946. Unseren Unterhalt bestritten wir mit Gelegenheitsarbeiten sowie aus dem Verkauf von Wertgegenständen (Schmuck, Besteck, Nähmaschine etc.) an polnische Juden, die damit Geschäfte machten. Im April 1946 mussten wir unsere Heimat verlassen. Wir durften Lebensmittel, soweit vorhanden, mitnehmen, außerdem, was wir tragen konnten.
Im Auffanglager Uelzen wurden wir registriert, ärztlich untersucht, entlaust! Es gab die erste Verpflegung - eine warme Suppe! Am nächsten Morgen wurden die Waggons doppelt belegt mit nun 70 Personen. Die Fahrt ging weiter, mit für uns unbekanntem Ziel. ... Unsere Familie, meine Mutter mit drei Kindern, wurde auf offenem Lastwagen in ein kleines Dorf kurz vor Hameln gebracht. Man wies uns eine schräge Dachkammer zu. Dort lebten wir drei Jahre in bitterer Armut.
Erinnerungen
Bevor die Amerikaner in Niedereimer einmarschierten, schlugen die ersten Granaten, aus Richtung Breitenbruch kommend, im Dorf ein. Ich befand mich während dieses Beschusses nichts ahnend in unserem Garten auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Noch heute höre ich, wenn ich daran denke, die Granaten über meinen Kopf hinwegzischen. Nach dem Beschuss fuhren die ersten Panzerspähwagen durch das Dorf ...
In den Kriegsjahren machten immer wieder Frauen, teils sogar mit Kindern, einen Kurzurlaub auch in Niedereimer. Dieser Aufenthalt wurde dazu genutzt, sich mit den Ehemännern und Vätern zu treffen, die damals als Soldaten auf der Hammerweide stationiert waren. Auch meine Eltern boten, trotz der räumlichen Enge, den Frauen und Kindern diese Möglichkeit an.
Im Laufe des Krieges waren immer wieder Soldaten in Privatquartieren zum Erholungsurlaub untergebracht, so auch bei uns. Nach dem Frankreichfeldzug 1941 kamen als Erstes Soldaten aus Sachsen zu uns. Es war immer eine unterschiedliche Anzahl von Personen im Haus. Nach den Soldaten, kamen dann ausgebombte Privatpersonen.
Bei Fliegerangriffen suchte ich mit meiner Tochter Monika Schutz im Keller des Nachbarhauses. Dieser Keller war damals besonders abgestützt worden. Viele der Nachbarn waren dort anzutreffen. Als mein Bruder Heini einmal auf Heimaturlaub in Niedereimer war, flüchteten wir bei einem Fliegerangriff in den Wald bei "Fritzens Fuhr". Der Angriff galt natürlich wieder einmal dem Viadukt in Obereimer.
Die ehemalige Ziegelei von Franz Bienstein in der heutigen Dieselstraße diente während der letzten Kriegsjahre als Sammelplatz für den Heereskraftfahrpark. Diesem Objekt galt auch der Angriff vom 9. März 1945, bei dem es so viele Tote im Haus von Anton Kaiser gab. Mit hier untergebracht waren ebenfalls die Soldaten, die die Flakstellungen auf dem Schreppenberg (ht. Marianhill) und auf der Hammerweide bedienten.
Die Amis hatten ihre Feldküche auf unserem Hof, zwischen dem Wohnhaus und der Scheune, aufgestellt. Ich konnte den Feldköchen von meinem Zimmer aus bei der Arbeit zusehen. ...Während ich ihnen zusah, warfen sie mir Süßigkeiten ins Fenster. Mein Opa war darüber sehr erbost und schimpfte deswegen mit mir ...
(Text: Detlev Becker)
Die geschichtliche Entwicklung der Feuerwehr Niedereimer (bitte durch anklicken aufklappen)
Bei dem Brand 1833 im Obereimer Forst beteiligen sich auch die Niedereimer Bürger an den Löscharbeiten. Dafür werden sie später von der königlichen Regierung zu Arnsberg belobigt. Im Januar 1844 werden einige neue "Häusler" aus Niedereimer von der Gemeindevertretung aufgefordert einen Feuereimer an die Gemeinde abzuliefern. 1849 erstellt die Gemeindevertretung eine Ordnung für den Nachtwächter und Schweinehirten, worin es heißt, dass er bei einer ausbrechenden Feuersbrunst sofort durch außergewöhnliches Blasen dies kundzutun hat und bei dem Vorsteher Meldung machen muss. Bereits im Jahre 1881 denkt die Gemeinde Niedereimer über die Anschaffung einer Feuerspritze nach. Diese wird jedoch wegen derzeit hoher Abgaben und einer fehlenden ausgebildeten Mannschaft abgelehnt. Doch schon ein Jahr später wird die geforderte Feuerspritze angeschafft. Erste Spritzenmeister werden der Schreinermeister Franz Lichte und der Schlosser Hermann Rüther. Nun, da sich die Spritze im Ort befindet, soll auch das dazugehörige Spritzenhaus mit notwendigen Löschgeräten gebaut werden. Dieser Bau erfolgt im Jahre 1883 auf dem "Gemeindegrundstück in den Erlen, wo sich zwei Wege rechtwinkelig schneiden". 1884 wird von der Notwendigkeit zur Gründung einer für den Ort eigenen freiwilligen Feuerwehr gesprochen. Bis zur eigentlichen Gründung vergehen aber noch über 20 Jahre.

Am 15. November 1908 treten 35 Männer aus der Gemeinde Niedereimer dem Entschluss zur Einrichtung einer Pflichtfeuerwehr entgegen und gründen die Freiwillige Feuerwehr Niedereimer. Bereits im ersten Jahr werden neue Einsatzgeräte und Uniformen beschafft sowie das vorhandene Material überprüft und gereinigt. Während der ersten 20 Jahre kommt es immer wieder zu Wechseln an der Spitze der Wehr. Am 23. August 1923 brennt ein Stück Heimatgeschichte nieder, die "Dicke Eiche" wird ein Raub der Flammen. Immer wieder rückt die noch junge Wehr im Laufe der Jahre zu kleineren Brandeinsätzen oder Hochwassern aus. Während der Nazizeit kommt es zu wesentlichen strukturellen Änderungen. Aus diesem Grund gibt es viele Austritte. Um diese Austritte und den Abzug der wehrpflichtigen Männer im 2. Weltkrieg aufzufangen, werden in den Jahren 1942/43 14 Männer zum Feuerwehrdienst verpflichtet. Zwei große Brände, bei Bienstein und Mette, treten während des 2. Weltkrieges ein. Nach der Terrorherrschaft und den Hungerjahren wird es auch bei der Feuerwehr Niedereimer wieder etwas ruhiger. Zur Freude aller Kameraden und zur Sicherheit aller Einwohner erhält die Wehr erstmals einen Tragkraftspritzenanhänger. Damit bekommt die Wehr erstmals eine gute technische Ausrüstung. Ein großer Brand vernichtet an Schützenfest 1952 den Hof Glaremin, nur durch das beherzte Eingreifen von Feuerwehr und Mitbürgern kann ein großer Teil von Mobiliar und Kleidung gerettet werden. Im Jahre 1956 haben die Hornisten und die Handsirene ausgedient. Die erste Sirene wird auf dem Gebäude der Fa. Grothoff & Schulte angebracht. Im Februar 1957 wird die über 60 Jahre alte "Feuerspritze" ausgeschlachtet und an den Schrotthändler verkauft. Somit geht ein altes Handwerksstück verloren. Bei dem Feuer auf dem Bauerhof "Oehme" Bienstein werden 1958 viele Tiere getötet und eine Menge Vorräte verbrennen. Der Kamerad August Reuther rettet unter Einsatz seines Lebens noch einige Tiere vor dem qualvollen Feuertod. Anfang August 1958 begeht die Feuerwehr Niedereimer ihr 50-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass finden sich die Ortsvereine und viele Feuerwehrkameraden aus dem Altkreis Arnsberg in Niedereimer ein. Nach Festzug und Einsatzübung trifft man sich in der Schützenhalle zum gemütlichen Ausklang.

1961 beginnt man mit ersten Planungen für ein neues Gerätehaus an alter Stelle. Zwei Jahre später wird das alte Spritzenhaus abgerissen und ein modernes Gerätehaus entsteht.
Seit 45 Jahren wird nun schon ein Feuerwehr-Königspaar in Niedereimer ermittelt. Als erste erringen Adolf Hagedorn und Hedwig Voß 1962 diese Würde, während eines Ausflugs mit dem Bus durchs Sauerland.
1963 erhält die Wehr einen neuen Tragkraftspritzenhänger. Bereits zwei Jahre später schafft die Gemeinde ein Löschgruppenfahrzeug mit fest eingebauter Pumpe an. Dieses Fahrzeug ermöglicht der Wehr gleichzeitig, ohne viel Anstrengung, Mannschaft und Gerät an den Einsatzort zu befördern. 1968 feiert die Feuerwehr Niedereimer in Verbindung mit dem Amtsfeuerwehrfest das 60-jährige Bestehen. Zu diesem Anlass wird auch die neu angeschaffte Fahne offiziell vorgestellt und feierlich geweiht. In den Jahren 1969 bis 1978 führt der TuS Niedereimer den internationalen Waldvolkslauf durch. Bei dieser Veranstaltung wirkt auch die Feuerwehr unterstützend mit. Im Juli 1970 brennen die Stallungen des Landwirtes Blöink bis auf die Grundmauern nieder. Das Großvieh kann gerettet werden, doch etwa 700 Hühner verenden qualvoll. Die Schlagkraft der Wehr kann 1973 durch die Beschaffung eines VW-Bullis erhöht werden. Somit können die Wehrmänner nun schneller zum Einsatzort gelangen. Bereits ein viertel Jahr nach der kommunalen Neugliederung im Jahre 1975 kommt es zum ersten Brand in Niedereimer. Wieder einmal trifft es den Hof Bienstein an der Friedrichshöhe. Da es keine Rettung für Lager- und Geräteschuppen gibt, konzentrieren sich die Arbeiten auf das Erhalten des Wohntrakts. 1976 wird der Schulungsraum im Gerätehaus um den ehemaligen Raum des Gemeindedieners sowie eines Toiletten- und Garagenanbaus erweitert. Die Stadt bezahlt die Materialien, die Kameraden investieren ihre Freizeit in diesen Bau. Im Herbst des Jahres findet die größte jemals stattgefundene Katastrophenschützübung des Landes NRW im Niedereimer Forst statt.

1977 wird in der Stadt Arnsberg eine Jugendfeuerwehr gegründet. Auch vier Jungen aus Niedereimer treten der Jugendfeuerwehr bei. Eine kleine gemütliche Geburtstagsfeier in Verbindung mit der Abschlussübung begeht man im Jahre 1978. Erstmals werden drei Kameraden 1980 mit Funkmeldeempfängern ausgestattet. Nun wird bei Kleineinsätzen nicht mehr per Sirene alarmiert. Im selben Jahr findet im Einmündungsbereich Wannestraße / Sauerlandstraße die Großübung von Feuerwehr, THW, DRK und Polizei statt. Ein modernes Löschfahrzeug erhält die Wehr 1981, dieses ist wieder ein LF 8. Bei dem Jahrhunderthochwasser am 2. Juni 1981 sind die Wehren der gesamten Stadt Arnsberg und das THW in Niedereimer im Einsatz. Vollgelaufene Keller gibt es in der Wannestraße und in der Siedlung, ebenfalls wurden Straßen teilweise unterspült. Im Herbst kommt es zum zweiten Großeinsatz des Jahres. Die Leuchtenfirma Wiegelmann in der Dieselstraße brennt bis auf die Grundmauern nieder.
Der 9. Stadtfeuerwehrverbandstag findet aus Anlass des 75-jährigen Bestehens der Wehr im Juni 1983 in Niedereimer statt. Zahlreiche Gäste aus Arnsberg, Sundern und der Politik finden sich nach dem Festzug in der Schützenhalle ein. Im Jahre 1985 bietet die Feuerwehr Vorträge zum vorbeugenden Brandschutz an, die Resonanz ist leider sehr gering. Nachdem der Bulli ausgemustert worden war, konnte die Wehr 1986 ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug in Empfang nehmen. Damit wurde die Schlagkraft der Wehr wieder erhöht. Im Jahre 1986 findet erstmalig ein Tag der offenen Tür am Gerätehaus statt. Neben den Vorführungen wird für das leibliche Wohl ebenfalls bestens gesorgt. Auch der 80. Geburtstag wird wieder in Verbindung mit dem Stadtfeuerwehrverbandstag in Niedereimer gefeiert. Der Brand im Jahre 1989 bei der Firma Grothoff & Schulte konfrontierte die Wehr mit besonderen Schwierigkeiten während des Einsatzes, wie gefrierendes Löschwasser sowie der Auto- und Schienenverkehr. Der Brand bedeutet das endgültige Aus für das Unternehmen. Wieder einmal findet nach den Jahren 1975, 1981, 1986 auch 1989 eine Anhörung zur Wehrführung in der Schützenhalle statt. Dieser Ort wurde aufgrund der topografischen Mitte der Stadt Arnsberg gewählt. 1990 im Herbst bricht die Feuerwehr mit Partnerinnen, Freunden und Gönnern erstmals zu einer Mehrtagesfahrt auf. Ziele der Fahrten waren bis heute Trier, Bremen, der Harz, Heidelberg, Berlin und Leipzig. Im sogenannten Ringtausch erhält Niedereimer für das Tragkraftspritzenfahrzeug im Jahre 1991 einen neuen Bulli als Mannschaftstransportwagen. Im Jahre 1993 kommt es wiederum zu einem Fahrzeugwechsel. Für das LF 8 erhält die Feuerwehr ein LF 8/6, dieses Fahrzeug ist zusätzlich mit Wassertank und Schnellangriffseinrichtung sowie technischer Hilfeleistung ausgerüstet. Mit der Eröffnung der Autobahnauffahrt Niedereimer erweitern sich im selben Jahr die Aufgaben auf die Autobahnteilstücke zwischen Niedereimer und Hüsten sowie Niedereimer und Uentrop für die Wehr. Gleichzeitig erhält die Wehr auch weitere drei Funkmeldeempfänger. Seit Herbst 1994 veranstaltet die Feuerwehr regelmäßig ihren Tag der offenen Tür, der sich in jedem Jahr größerer Beliebtheit bei jung und alt erfreut. Am Rosenmontag 1996 rückt auch die Feuerwehr Niedereimer zum größten Brand der Nachkriegsgeschichte in Arnsberg aus. Die Lagerhallen der Spedition Schnier in Hüsten werden ein Raub der Flammen. Ende des Jahres rücken die Niedereimer sowie die Arnsberger Wehr und das THW zu einem spektakulären Einsatz auf der Ruhr aus. Hier droht ein mit zwei Personen besetzter PKW in den Fluten zu versinken. Den Rettungsmannschaften gelingt es aber beide zu retten, bevor das Auto untergeht. Im November 1997 findet die 20-Jahrfeier der Jugendfeuerwehr in Niedereimer statt. Hierzu ist viel Prominenz aus Stadt, Kreis und Land vertreten. Am 9. Mai 1998 erfolgt ein Führungswechsel innerhalb der Löschgruppe. Nach fast 25 Jahren übergeben Rainer Osterhaus und Wilfried Glaremin die Leitung an Dirk Sölken und Detlev Becker. Beim Familienausflug 1998 wird erstmals ein Kinderkönig ermittelt, dieser wird Stephan Voß. Im August 1999 brennt die Produktionshalle der Firma ELPRO auf der Dieselstraße nieder. Bei diesem Großeinsatz ist erstmals der schon seit lange bestehende Basislöschzug Niedereimer/Bruchhausen tätig. Erstmals tritt 1999 eine Frau der Feuerwehr Niedereimer bei. Sie muss jedoch aus beruflichen Gründen bereits nach einem halben Jahr wieder ihren Austritt erklären. Bei der Kreisdelegiertentagung im Mai 2000 in Marsberg erhält Peter Glaremin das Feuerwehrehrenkreuz des Landes in Silber. Er ist in der Ausbildung auf Kreis- und Landesebene tätig und zusätzlich noch in Ausschüssen des Landes NRW für das Feuerlösch- und Rettungswesen. Zur Überprüfung des 2. Rettungsweges an Schulen wird im Jahre 2001 die Wannetalschule Niedereimer ausgesucht. Hierbei soll überprüft werden, wie und in welcher Zeit eine geeignete Rettung von Kindern erfolgen kann. Allen Grund zur Freude gibt es für Horst Glaremin beim Tag der Feuerwehr, hier erhält der langjährige Gerätewart und Mitwirkende in der Brandschutzerziehung und -aufklärung das Feuerwehrehrenkreuz des Landes in Silber. Eine solche Auszeichnung erhalten nur wenige Kameraden. Die Brandschutzerziehung im Herbst 2001 wird von den Kindern des AWO-Kindergartens genutzt, um den angetretenen Feuerwehrmännern ihr eigens komponiertes Feuerwehrlied vorzustellen. Am 21. Oktober 2001 findet erneut eine Anhörung zur Wehrführung auf der Friedrichshöhe in Niedereimer statt. Hier wird der aus Niedereimer stammende Brandamtmann Peter Glaremin zum neuen Stadtbrandmeister vorgeschlagen und in der darauf folgenden Ratssitzung bestätigt. Während der Agathafeier im Jahre 2002 werden vier Kameraden für 25-jährige aktive Zugehörigkeit zur Feuerwehr geehrt. Diese vier Kameraden traten 1977 der neu gegründeten Jugendfeuerwehr bei und halten der Feuerwehr bis heute die Treue. Dieses ist bisher einmalig im gesamten Stadtgebiet. In der Zeit vom 8. bis 12. Mai 2002 finden die Jubiläumsfeierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen der Jugendfeuerwehr in Niedereimer statt. Am Jubiläumsabend nimmt viel Prominenz aus Stadt, Kreis und Land teil. Andreas Bertram aus Niedereimer wird an diesem Abend zum Brandmeister befördert und gleichzeitig zum Zugführer der Jugendfeuerwehr ernannt. In den darauf folgenden Tagen schließt sich das Jugendlager in der Halle Friedrichshöhe an. Beendet werden die Feierlichkeiten mit dem allseits beliebten Frühschoppen. Eine besondere Herausforderung an die Brandschutzerzieher ist der Besuch von 11 Behinderten der Caritas im Juli. Doch auch dieser Angelegenheit ist man gewachsen, dank des guten Zusammenspieles zwischen Wehr und Betreuern. Am 1. Oktober feiert der AWO-Kindergarten seinen 20. Geburtstag. Hierzu gratuliert, aufgrund der guten Zusammenarbeit, die Führung und bringt das Brandhaus für die ‚Nachwuchskräfte' mit. Orkanartige Böen ziehen am 27. Oktober über ganz Europa hinweg. Die Wehr braucht aber glücklicherweise nur auszurücken, um umgestürzte Bäume zu entfernen. Das Jahr endet mit der Jahresübung am 2. November bei der Firma Ernst Keller auf der Sauerlandstraße. Hier sind die Kameraden aus Niedereimer und Bruchhausen sowie der Fernmeldezug eingesetzt. Kurz nach dem Jahreswechsel findet im Kulturzentrum die Beratung zum neuen Brandschutzbedarfsplan der Stadt Arnsberg statt. Hierzu treffen sich die Führungskräfte der Feuerwehr und die Vertreter der Politik am 16.Januar 2003. Die damit im Zusammenhang stehende Alarm- und Ausrückeordnung wird im Laufe der Jahre mehrfach be- und überarbeitet. Das Fußballländerspiel Deutschland gegen China der Damen wird am 16. März im Stadion "Große Wiese" ausgetragen. Bei strömendem Regen beteiligen sich einige Kameraden als Ordner am Spielfeldrand. Im April des Jahres erfolgt die Sanierung der Toiletten und des Eingangsbereiches im Gerätehaus. Hierbei engagieren sich einige Feuerwehrkameraden mächtig. Zum Kameradschaftstreffen der Ehrenabteilung finden sich über 100 Kameraden am 10. Juni in der Halle Friedrichshöhe ein. Hier zeichnet man altgediente Feuerwehrmänner mit der Treuemedaille aus und die ältesten Kameraden erhalten kleine Präsente. Am 12. Juli, dem Schützenfestsamstag, kommt es früh morgens zu einem Großeinsatz bei der Firma Pfleiderer in Bruchhausen, hier ist giftiges Phenolharz ausgetreten. Viele Stadtteileinheiten, so auch Niedereimer, sind teilweise unter schwerem Atemschutz im Einsatz. Waldbrände, aufgrund anhaltender Trockenheit im Hochsommer und Brandstiftung, halten die Feuerwehr im Bereich Wolfschlucht in Arnsberg in Atem. Die Stadtteileinheit Niedereimer wird am 9. August zur Hilfe gerufen. Abends stellen einige Kameraden noch eine Brandsicherheitswache auf dem Schlossberg zur Open Air Veranstaltung "Nabucco". Durch das beherzte Eingreifen der Feuerwehr kann der Nebenerwerbslandwirt Helmut Glaremin am 1. Oktober in letzter Minute noch aus seinem brennendem Haus gerettet werden. Er erleidet dennoch eine schwere Rauchgasvergiftung. Mit im Einsatz sind neben Niedereimer die Einheit Bruchhausen und der Stützpunkttrupp. Nach langer Pause erfolgt am 28. November wieder die Brandschutzerziehung in der Wannetalschule. Die Kinder und Lehrerinnen sind mit Feuereifer dabei. Beim Neujahrsempfang der Stadt Arnsberg im Sauerlandtheater am 6. Januar 2004 erhält der Kamerad Hans-Dieter Bertram, neben anderen verdienten Bürgern, die Bürgermedaille aus der Hand des Bürgermeisters. Diese Medaille erhält er, unter anderem, aufgrund seines jahrelangen Engagements im Bereich der Jugendfeuerwehr. Am 8. Februar bahnt sich ein Führungswechsel im Stellvertreterbereich der Einheit Niedereimer an. Markus Schneider übernimmt diese Aufgabe von Detlev Becker. Im Alter von 89 Jahren verstirbt am 29. März der älteste Feuerwehrkamerad aus Niedereimer Ferdi Vehre. In den Jahren zwischen 1959 und 1973 stand er als Wehrführer den Männern vor. Eine Übung als Großschadensereignis findet am 18. Juni auf dem Gelände der Firma Trilux in Hüsten statt. Auch aus Niedereimer ist eine Gruppe eingeteilt. Seit Juli stellt die Stadtteileinheit Niedereimer mit Rainer Stahl den neuen Fachberater Chemie für die gesamte Stadt Arnsberg. Einige Kameraden unterstützen die Arbeit beim Leistungsnachweis der Jugendfeuerwehr im Stadion Große Wiese am 25. September. Die traditionelle Agathafeier im Hause Bienstein wird letztmalig am 29./30. Januar 2005 dort im Saale gefeiert, da der Eigentümer die Gaststätte zum Herbst hin verpachtet. Dieses letzte Mal wird dort ausgiebig gefeiert und die Feuerwehr bedankt sich beim Ehepaar Bienstein mit einem Präsent für ihre jahrzehntelange zuvorkommende Bewirtung. Am Samstagabend führen die Frauen der KFD einige Stücke ihres Karnevalsprogramms auf. Den neuen Kreisverkehr an der Wannestraße "eröffnet" die Feuerwehr gemeinsam mit dem Tambourcorps Schreppenberg nach dem Kirchgang am Sonntagmorgen. Vom 2. bis 4. September beteiligten sich abermals einige Kameraden an der Durchführung des Bundesausscheides der Jugendfeuerwehr in Hüsten. Nach dem Martinszug am 10. November durch das "Alte Dorf" bot die Feuerwehr erstmalig den Erwachsenen am Gerätehaus Glühwein zum Aufwärmen an. Ebenso gab es diverse andere Getränke und Bockwürstchen.

Eine Neuzusammenstellung des hiesigen Basislöschzuges erfolgte am 1. Januar 2006. Nun rücken die Stadtteileinheiten Niedereimer, Bruchhausen und Breitenbruch teilweise gemeinsam zu Einsätzen aus. Aufgrund der Veränderungen im Hause Bienstein findet die Hauptdienstbesprechung der Feuerwehr einmalig am 20. Januar im Sportheim des TuS statt. Aus dem selben Grund muss die Agathafeier am 4. und 5. Februar in den Speisesaal der Halle Friedrichshöhe verlegt werden. Zur traditionellen 1. Mai-Wanderung geht es diesmal in die Anlage des Kleingärtnervereins auf dem Lüsenberg in Arnsberg. Fast zeitgleich mit dem Abpfiff eines Deutschlandspiels der Fußballweltmeisterschaft ertönen am 20. Juni die Sirenen. Die Wehr wird zu einem LKW-Unfall auf die Autobahn gerufen. Zum Glück wird der Fahrer nur leicht verletzt. Der LKW jedoch, der die Mittelleitplanke durchbrochen hat, wird mittels eines Abschleppwagens geborgen. In der Nacht vom 26. auf den 27. Juli wird Neheim von mehreren starken Gewittern mit starken Hagelschauern heimgesucht und geht "Land unter". Zum Leerpumpen von Kellergeschossen wird die Stadtteileinheit Niedereimer im Bereich Möhnestraße / Graf-Gottfried-Straße eingesetzt. Das ehemalige Pfarrhaus diente am 7. August als Übungsobjekt für die Feuerwehr Niedereimer. Angenommen ist ein Brand im Wohnhaus, in dem sich noch drei behinderte Bewohner befinden, die es zu retten gilt. Nach Abschluss der Übung treffen sich die Aktiven gemeinsamen mit der Ehrenabteilung und den Behinderten zum gemütlichen Beisammensein am Gerätehaus. Eine groß angelegte Übung veranstaltet der Zug II der Jugendfeuerwehr unter Leitung von Andreas Bertram am 25. August in Niedereimer. Mit Wasser aus dem Wannebach soll ein fiktiver Wohnhaus- und Waldbrand im Kreuzungsbereich Wannestraße / Zum Alten Brunnen bekämpft werden. Sehr ernst wird es beim dem Brand bei der Firma Perstorp in Bruchhausen am 11. September. Hier ist die Feuerwehr der gesamten Stadt im Einsatz. Ein Toter und zwei Schwerverletzte sowie ein hoher Sachschaden sind bei diesem Großbrand zu beklagen. Am 22. September findet eine Einsatzübung auf Stadtebene statt, an der auch Kameraden aus Niedereimer teilnehmen. An sieben verschiedenen Stationen sollen die Einsatzkräfte in den Nachtstunden ihre Leistung messen.

Zur Hauptdienstbesprechung treffen sich die Feuerwehrkameraden, nachdem man 2006 das Sportheim gewählt hatte, erstmals am 12. Januar 2007 in der Fahrzeughalle des Gerätehauses. Der angekündigte Sturm Kyrill fegt in der Nacht vom 18. auf den 19. Januar über Deutschland hinweg. Besonders betroffen ist das Sauerland. Die Feuerwehr Niedereimer wird zu mehreren Einsätzen innerhalb des Stadtgebietes alarmiert. Das Dorf Niedereimer bleibt, abgesehen von einigen geringeren Schäden, weitestgehend verschont. Am 23. Februar finden sich, nach längerer Pause, einige Kameraden zur Brandschutzerziehung in der Wannetalschule ein. Das erlernte Wissen kann durch die Feuerwehr vertieft werden. In den späten Abendstunden des 18. März werden die Kameraden aus Niedereimer und Bruchhausen sowie der Stützpunkttrupp aus Neheim zu einem Wohnhausbrand gerufen. Trotz intensiver Bemühungen der Wehren brennt das Haus aus. Zwei Bewohner und die Hunde konnten sich frühzeitig in Sicherheit bringen. Weniger glücklich verlief der Baustellenunfall am 11. April auf der Hude. Hier musste ein Arbeiter, der im Erdreich verschüttet war, ausgegraben werden. Dieser wurde dann mit dem Hubschrauber in die Uniklinik Münster geflogen. Mit erhöhter Waldbrandgefahr müssen sich die Wehren der gesamten Stadt in den Monaten April und Mai auseinandersetzen. Durch anhaltende Trockenheit mit relativ hohen Temperaturen und die Sturmschäden von Kyrill ist die Gefahr sehr groß. Am 1. Mai geht es trotz Waldbrandgefahr wieder zur Familienwanderung auf den Lüsenberg. Hier nehmen die Jugendlichen erstmalig an der Ermittlung des Königspaares und des Paiers teil. Prompt erringt Nina Sölken die Königinnenwürde und Saskia Becker übernimmt das Amt des Paiers. Freuen können sich die Elfmeterschützen der Feuerwehr am 7. Juni beim Tag der offenen Tür beim TuS. Es gelingt ihnen Platz 1 bei den Vereinsmeisterschaften zu belegen.

25 Stunden im Dauereinsatz sind die Kameraden bei dem verheerenden Hochwasser nach Starkregen am 9. und 10. August. Fast ein Drittel der Niedereimer Haushalte sind betroffen. Besonders hart trifft es die Anwohner der Wannestraße sowie des unteren Wulwes Kamp und des unteren Stephanusweges. Tagelang sind die Anwohner mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Einen kleinen Lichtblick für die Niniviten gibt es beim Dorfgemeinschaftsfest zum 800-jährigen Ortsbestehen. Hierbei kümmert sich die Feuerwehr gemeinsam mit der Sparkasse um den Luftballonwettbewerb. Doch die Freude hält nicht lange an. Wenige Tage später, am 21. und 22. August, folgt ein fast gleich folgenschweres Hochwasser. Neben der Hilfeleistung im Dorf werden die Kameraden zur Unterstützung der an der Ruhr gelegenen Orte beordert. Diesmal sind die Feuerwehrmänner sogar 27 Stunden im Dauereinsatz. Als Ziel für die Jahresübung der Jugendfeuerwehr hat sich der Kamerad Andreas Bertram für den 6. Oktober die Wannetalschule und den AWO-Kindergarten ausgesucht. 87 Jugendfeuerwehrleute mit 23 Ausbildern und 12 Fahrzeugen nehmen an der Übung teil. Einen ganz besonderen Auftrag erhält die Feuerwehr am 23. Oktober. Im Rahmen der Verkehrserziehung wird anhand des Löschfahrzeuges der "Tote Winkel" für Wannetalschüler demonstriert. Am 27. und 28. Oktober feiert die Jugendfeuerwehr der Stadt Arnsberg ihr 30-jähriges Bestehen. Gefeiert wird in den Orten Neheim und Arnsberg. Viele derzeitige und ehemalige Niedereimer Jugendfeuerwehrleute besuchen die Feierlichkeiten. Am 8. Dezember unternehmen 42 Kameraden nebst Partnerinnen, anlässlich des 800-jährigen Dorfbestehens, einen historischen Dorfrundgang mit dem Ortsheimatpfleger.
Auch wenn nicht alle Brandeinsätze oder technische Hilfeleistungen über die Jahre hinweg aufgeführt sind, sind die Kameraden doch Tag und Nacht für den Ernstfall gerüstet. Sie sind immer bereit, getreu ihrem Wahlspruch "Gott zu Ehr - dem Nächsten zur Wehr" den Mitbürgern hilfreich zur Seite zu stehen. Diese Einsatzbereitschaft wäre jedoch ohne das Verständnis der Ehefrauen oder Partnerinnen nicht zu erreichen, dafür ein besonderer Dank an sie. Aber auch all denen sei gedankt, die durch ihre Unterstützung, ob finanziell oder materiell, erst die Arbeit aller Feuerwehren ermöglichen.
P.S.: Eine ausführliche Chronik zur Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Niedereimer erscheint zur Jubiläumsfeier Ende April und kann dort erworben werden.
(Text: Detlev Becker)
Kneer's Edeka-Laden (bitte durch anklicken aufklappen)
Am 30.06. 1998 traten Henny und Walter Kneer in den wohlverdienten Ruhestand. Mit ein wenig Wehmut schaute die bis dahin selbstständige Kaufrau Henny Kneer in die Zukunft. Denn mehr als 45 Jahre betreute die Ninivitin "ihren Laden" in der Schürholzstraße.

Als sie am 1. April 1953 den damaligen EDEKA-Laden in den Wohnräumen eröffnete, waren nur wenige Häuser auf dieser Seite des Dorfes. Sofort zeigte sich, daß solch ein Laden in Niedereimer fehlte und die Kundschaft nicht lange auf sich warten ließ. Bereits im Jahre 1958 war das Ladenlokal zu klein geworden, es erfolgte der Anbau wie er heute noch zu sehen ist.
Als Niedereimer mehr und mehr wuchs, konnte Frau Kneer den Laden alleine nicht mehr führen. So gab Ehemann Walter 1963 seinen Beruf bei der Bahn auf und übernahm die Mitbetreuung und Belieferung der Kundschaft. Noch Jahre später lieferte er die Waren bis in die Wohnung des Kunden.

Der Lieferservice, der frei Haus erfolgte, beschränkte sich anfänglich nur auf Niedereimer. Später kamen auch Wennigloh, Oelinghausen und der Mühlenberg hinzu. Zuerst lieferte Walter Kneer alleine die Waren aus, bis er später aktive Unterstützung durch Sohn und Tochter erhielt. Die dabei eingesetzten Lieferfahrzeuge waren in früher Tagen ein Motorrad mit Anhänger, dann ein Fiat und zuletzt ein noch in Gebrauch befindlicher Mercedes.

Nach 40 Jahren EDEKA wechselte Henny Kneer ihren Lieferanten. Die großen Auflagen, die von der EDEKA-Duisburg gemacht wurden, waren nicht erfüllbar. Daraufhin ging sie zur I.F.A. Brülle & Schmelzer Lippstadt.
Auch eine ehemalige Postkarte existiert noch. Sie wurde speziell von einem Fotostudio hergestellt und zeigt auf anschauliche Weise das damalige Bebauungsgebiet der Schürholzstraße, zu der sich später weitere Straßenzüge wie etwa die Dicke Eiche und der obere Teil des Himmelpfortener Weges hinzu gesellten.

Noch am 01.04.1998 feierte Henny Kneer ihr 45-jähriges Geschäftsjubiläum. Im Laufe der Jahre mußte Frau Kneer, aufgrund ihrer angeschlagenen Gesundheit, die Ladenöffnungszeit immer mehr kürzen. Doch am 30.06.1998 schloß sie endgültig aus Alters- und Gesundheitsgründen. Sie möchte sich noch heute bei allen Kunden der vergangenen 45 Jahre für ihr Vertrauen bedanken.
Somit verlor der Ort Niedereimer nach der Schließung wieder ein kleines Stück seiner Eigenständigkeit. Viele kleine und große Kunden bedauerten diesen Schritt der Eheleute Kneer. Denn wie einfach war es, ein Kind mit dem Einkaufszettel und dem Geld in der Tasche, zu Kneer's zu schicken. Dies ist wohl kaum bei einer großen Einkaufskette üblich und möglich.
Aber dennoch, einmal mußte das Arbeits- und Geschäftsleben enden, um sich den eigenen Hobbies, der Familie, dem Haus und Garten ganz frei widmen zu können.
(Text und Fotos: Detlev Becker und Nikolaus Hütter)
Getreidedreschen und Eierverkauf auf Blöinks Hof (bitte durch anklicken aufklappen)
Unter dem Motto "Wenn es auch nicht regnet, so dröppelt es doch" hatte Norbert Blöink 1955 die alte Dreschmaschine mobil gemacht. Durch Einbau eines Elektromotors mit Keilriemenantrieb konnte auch außerhalb der Gebäude gedroschen werden. 1955 bis 1960 waren noch viele kleine Flächen auf der Hude und deren Umgebung mit Getreide angebaut.

So kam es, dass viele Einwohner Niedereimers zum Dreschen kamen. Darunter befanden sich u.a. Gastwirt Friedrich Biestein, Albert Menne, Ferdinand Vehre, Josef Stiefermann, August Reuther, Adolf Hagedorn, Ewald Lichte sowie Heinrich und Johannes Glaremin. Selbst Donners aus Bruchhausen und Kemper aus Breitenbruch kamen zum Getreide dreschen.

Selbst der Tante Emma-Laden von Theresia Glaremin (Hoppe) gegenüber von Grünen Hof an der Wannetalstraße konnte noch einige Pfennige Profit machen. Es wurde nämlich auch schon mal ein Fläschchen Bier - aber nur für die Männer - zum kleinen Erntedank nach vollbrachter Arbeit getrunken.

Dann 10 Jahre später (ca. 1965) hatten Blöinks auf dem neuen Hof ca. 800 Hühner in Bodenhaltung. Die runden Belüftungen sind noch gut auf einem der Bilder zu erkennen. Für Nanny und Norbert war jeden Mittwoch Eiertag. Innerhalb einer Woche wurden fast 3500 Eier in Niedereimer und auf dem Schreppenberg verkauft. Mit dem Großfeuer am 01.07.1970 sind leider alle Hühner verbrannt und der Verkauf von frischen Eiern musste eingestellt werden.

Wer mehr Geschichten über unser Dorf Niedereimer zu erzählen weiß, der möchte sich doch unbedingt mit dem Webmaster in Verbindung setzen und uns leihweise einige Fotos überlassen. Die Geschichte wird von uns schon ausformuliert. Was ist überhaupt mit dem oben zitierten Tante Emma-Laden? Gibt's da gar keine Fotos? Wer weiß z.B. ein Döneken über diesen Laden zu berichten? Keine Scheu, einfach Kontakt über unseren Ortsheimatpfleger Detlev Becker aufnehmen. Wir wollen doch unsere Dorf-Geschichte, die übrigens im Jahr 2007 ihr 800jähriges Jubiläum feiern kann, auch noch für die zukünftige Generation wach halten.
(Text und Fotos: Nikolaus Hütter und Norbert Blöink)
Milchabfuhr und -versorgung in Niedereimer (bitte durch anklicken aufklappen)
Hier wollen wir Ihnen zeigen und schildern, wie in früheren Zeiten die Milch in Niedereimer abgeholt wurde, und wie die Menschen seinerzeit mit frischer Milch versorgt wurden.

Von 1929 bis 1952 war Herr Heinrich Glaremin (*18.11.1900, +11.02.1979) für den Milchtransport verantwortlich. Danach unterhielt er bis zum Ende der 60er Jahre ein Fuhrgeschäft. Die beiden folgenden Bilder zeigen ihn beim Transport und beim Umfüllen der Milch.
Herr Glaremin beim Transport der Milch in Bruchhausen. Herr Glaremin beim Umfüllen der Milch vor dem heutigen Gasthof Bienstein.

Andreas Voß hat uns am 16.02.2002 per Formular mitgeteilt, daß es sich bei den folgenden drei Bildern um seinen leider bereits verstorbenen Großvater Albert Menne handelt. Und nach einer telefonischen Rücksprache mit seiner Großmutter Frau Rita Menne, konnten weitere Hintergrundinformationen in Erfahrung gebracht werden.

Ab 1954 transportierte Herr Albert Menne die Milch von den hiesigen Bauern zur Molkerei nach Hüsten. Dazu wurden die schweren 20 Liter Milchkannen auf den sogenannten Büttenrampen von den Bauern abgestellt, und Herr Menne holte sie von dort ab, um sie nach Hüsten zu befördern. Dies geschah zunächst mit Hilfe eines Pferdefuhrwerks, später dann mit einem Unimog. In der Molkerei in Hüsten wurde dann die Milch gewogen und Herr Menne nahm frische Milch oder auch die leeren Kannen wieder mit auf den Rückweg. Mit der frischen Milch versorgte er dann Bruchhausen und Niedereimer. Ab Ende der 60er Jahre versorgte Herr Menne Niedreimer mit der Post anstatt mit Milch.

Unser besonderer Dank geht an Frau Rita Menne für die nette Hilfe und die Erlaubnis diese Hintergrundinformationen veröffentlichen zu dürfen. Dank auch an Andreas Voß, den Enkel von Frau Menne, für die Kontaktaufnahme via Formular. So wird Geschichte lebendig und für kommende Generationen begreifbar!
(Text und Fotos: Frau Rita Menne)